Dragons Dogma Dark Arisen: Ich habe mein Herz verloren, an einen Drachen



Mit dem Publisher Capcom verbinde ich vor allem Resident Evil oder Devil May Cry. Als ich erfuhr, dass sie mit Dragons Dogma nun ein westliches RPG auf den Markt bringen wollen, war ich doch etwas überrascht.  Aber Capcom hat auch schon mit der Monster Hunter Serie gezeigt, dass sie RPGs entwickeln können. Nun haben sie sich den momentan vorherrschenden Trend angeschlossen und 2012 mit Dragons Dogma ein Spiel auf den Markt gebracht, dass den Drachen nicht nur im Namen trägt. Jetzt ist vor einiger Zeit Dragons Dogma Dark Arisen erschienen, dass nicht nur eine Erweiterung, sondern auch das gesamte Hauptspiel beinhalten. Und das für gerade einmal 30 Euro. Grund genug zuzuschlagen!

Dabei übernimmt der Spieler die Rolle des „Erweckten“. Als ein Drache das kleine Fischerdorf Kassardis überfällt, wirft man sich ihm furchtlos entgegen. Nur bekommt das dem Protagonisten leider so gar nicht und so entreißt ihm der Drache kurzerhand das Herz. Zum Glück wacht man auch ohne Herz kurzerhand einige Zeit später wieder auf. Nun ist es am Spieler als „Erweckter“  den Drachen aufzuspüren und zur Strecke zu bringen. Aber vorher muss man stärker werden. Und so beginnt ein wirklich großes Abenteuer in denen das Land Gransys erforscht und jede Menge Aufgaben erledigt werden wollen.

Soweit also ist alles sehr klassisch. Was die Story betrifft kann Dragons Dogma keine Preise gewinnen. Aber ein Skyrim hat das auch nicht wirklich besser gemacht. Aber spielen wir RPGs wirklich wegen einer guten Story? Teilweise schon, immerhin brauche ich als Spieler schon ein gewisses Maß an glaubhafter Motivation. Ein Drache, der mein Herz geklaut hat? Für mich Motivation genug dem Mistvieh ordentlich auf die Rübe zu geben. Was Dragons Dogma aber meiner Meinung schon viel besser macht als Skyrim, ist die Tatsache, dass die Drachen nicht so schnell verheizt werden. Während  man in Skyrim bereits nach wenigen Stunden schon mehrere der Lindwürmer vom Himmel geholt hat, muss man sich in Dragons Dogma zunächst mit Wölfen, Banditen, Kobolden und Ogern zufrieden geben. Der Drache bleibt das große Ziel, das große mystische Wesen, die wahre Gefahr.  Gefällt mir viel besser! Auch wird die Story gut rübergebracht, aber das ist eher der gut gestalten Spielwelt, als den schwachen Zwischensequenzen und bestenfalls durchschnittlichen Dialogen zuzuschreiben. Andere RPGs können das bei weitem besser.

Und schon sind wir beim nächsten wichtigen Kritikpunkt, der Spielwelt. Die ist sehr gut gelungen und von vornherein glaubhaft. Alles wirkt wie aus einem Guss. Egal ob es dichte Wälder, weite Ebenen oder zerklüftete Bergkämme sind, die Umgebung lädt immer zum erkunden ein. Auch verschwimmen die verschiedenen Gebiete glaubhaft ineinander. So wird aus einem dichten Wald nicht auf einmal eine Wüste. Es wirkt einfach richtig gut durchdacht. Ein wirklich schönes Design einer Spielwelt! Allgemein sagt mir das Design der Welt sehr zu. Ein Kingdoms of Amalur besticht durch einen schönen Comic-Look, Skyrim mit nordischen Elementen und für Dragons Dogma stand nun das gute alte Mittelalter Pate. Immer wieder schön zu sehen, wie vielfältig dieses Genre ausgelegt werden kann. Und Dragons Dogma zeichnet eine wahrhaft realistische Welt. Genau so stelle ich mir das vor. Einen großen Beitrag leisten dabei die richtig guten Charakter- und Monsterdesigns. Zyklopen sehen aus, wie sie aussehen müssen. Menschen tragen größtenteils keine Hochglanzrüstungen, sondern dreckige, pastellfarbene Ledergewänder, die meiner Meinung nach viel glaubhafter wirken. Vor allem die Chimären machen einiges. Diese teils riesigen Mischlebewesen sind das optische Highlight. Wenn nun bei einem Streifzug auf einmal ein Greif auf die Gruppe herabstürzt, dann ist das echt überwältigend.

Leider kann die Technik mit dem guten Design nicht ganz mithalten. Texturen sind oftmals matschig und die Charaktermodelle, vor allem die Gesichter wirken einfach veraltet. Aber die überaus schön gestaltete Welt macht da einigen wieder wett. Einzig die Beleuchtung ist wirklich gut. In dunklen Höhlen und bei Nacht ist die Laterne ein Muss. Diese leuchtet die dunkle Gänge und Wälder so schön aus, dass eine richtig dichte Atmosphäre entsteht. Nachts ist das Spiel am schönsten. Da kommen auch die gut gelungenen Zaubereffekte zur Geltung. Wenn mein Vasall einen Blitz auf die Gegner niedergehen lässt, welcher auf einmal das ganze Gebiet um den Kampf herum erhellt, oder ich Gegner in Brand stecke, die dann als lebende Fackeln dienen, sieht das einfach genial aus.

Aber die beste Spielwelt bringt nichts, wenn ein Spiel sich einfach nicht gut spielen lässt. Und auch hier kann Dragons Dogma gegenüber anderen Vertretern des Genres deutlich punkten. Das Kampfsystem ist fordernd, actionreich und teilweise taktisch. An größeren Gegner kann sich der Spieler festhalten und an ihr zu den Schwachpunkten klettern. Kleinere Gegner können festgehalten und zu Boden gedrückt werden, damit der Rest der Gruppe den Rest erledigen kann. Ähnlich wie die Spielwelt wirkt es einfach glaubhaft. Auf weitreichendere Interaktionen, wie sie in Skyrim zuhauf vorhanden sind, muss aber größtenteils verzichtet werden. Zwar gibt es auch ein Crafting-System, dieses ist mir persönlich aber zu unübersichtlich und erreicht nie die Qualität eines Skyrim oder sogar eines Kingdoms of Amalur.

Einen weiteren wichtigen Bestandteil stellen die Vasallen dar. Dies sind Begleiter, die in die Welt gerufen werden können. Dabei hat man einen eigenen Hauptvasallen, der einen immer an der Seite steht und wie der Hauptcharakter in einem umfangreichen Editor erzeugt werden kann. Zwei weitere Vasallen können an sogenannten Rift-Steinen hinzu gerufen werden. Der Clou an der Sache ist, dass Online die Vasallen anderer Spieler verwendet werden können. Diese haben vielleicht eine Quest schon erlebt und geben dann nützliche Hinweise. Sie lernen Gebiete kennen und verraten dem Spieler geheime Wege und Verstecke, die sie bereits entdeckt haben. Auch lernen sie mit der Zeit mit verschiedenen Gegnertypen besser umzugehen. Natürlich kann auch der eigene Vasall „ausgeliehen“ werden. Dieser verfügt dann auf einmal über wissen, das sehr hilfreich sein kann. In keinem RPG habe ich bis jetzt wirklich Begleitpersonen benutzt, da ich immer das Gefühl hatte, dass ich auch alleine super zurechtkomme. Warum also dann noch jemanden mitnehmen? Aber in Dragons Dogma sind sie echt hilfreich. Auch weil das Spiel alles andere als leicht ist und so war ich schon etliche Male Dankbar einen Vasallen dabei zu haben, der die etwas stärker war und die Niederlage abwenden konnte.

Dragons Dogma bietet natürlich noch mehr, aber alles zu erwähnen, würde einfach komplett den Rahmen sprengen. Es ist sicherlich kein perfektes RPG. Die Technik an sich kann leider nicht mit dem sehr guten Design mithalten. Die Story ist durchschnittlich und in eher bescheidenen Zwischensequenzen dargestellt. Aber das Spiel macht einfach richtig Spaß. Der Umfang und die Spielwelt sind enorm. Auch gefällt mir, dass ich als Spieler wirklich gefordert wurde. Für 30 Euro erhält man ein richtig gutes und großes Rollenspiel zum verhältnismäßig kleinen Preis. Kann ich eine Kaufempfehlung aussprechen? Für RPG-Fans auf jeden Fall. Dragons Dogma ist ein wahrer Rohdiamant, den ein wenig mehr Feinschliff echt gut getan hätte. Aber vielleicht sehen wir ja einen Nachfolger, welcher die Kritikpunkte ausmerzen kann. Ich würde mich freuen!

Pro:
- glaubhafte, große, schöne Spielwelt (alles wirkt wie aus einem Guss)
- tolles Gegnerdesign
- Drachen werden nicht verheizt
- anspruchsvolles Kampfsystem
- atemberaubende Licht- und Zaubereffekte (vor allem im Dunkeln)
- Vasallen

Kontra:
- lediglich durchschnittliche Technik
- veraltete Charaktermodelle
- Story in bescheidenen Zwischensequenzen erzählt
- schlechte, umständliche Schnellreise-Funktion (daher oft lange Laufwege)

Wertung: 8/10

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