In den USA sind MMA und vor allem
UFC bereits beliebte Sportformate, die nach und nach auch in Deutschland immer
bekannter werden. Mixed Martial Arts, also Kämpfer aus jeder möglicher
Kampfsportart, egal ob Judo, Boxen oder Karate, treten gegeneinander an. Anders
als beim professionellen Boxen fallen diese Kämpfe meistens nicht nur ungewohnt
blutig und brutal, sondern auch sehr kurz aus. Das ist sicherlich einer der
Gründe, warum dieser Sport gerade in den USA so beliebt ist. Ich selbst bin ein
riesiger Kampfsportfan. Nur kann man die Zahl wirklich guter MMA-Filme an einer
Hand abzählen. Größtenteils sind diese Filme totaler Schrott. Gerade dieser
Umstand und auch das noch vorhandene Desinteresse der Deutschen an diesem Sport
sind sicherlich Gründe dafür, dass der Film Warrior nie in den deutschen Kinos
gelaufen ist. Ein Jammer! Denn mit Warrior hat der Regisseur Gavin O’Connor einen
Film geschaffen, der mit Genregrößen wie
Rocky locker mithalten kann.
Ein Grund dafür ist vor allem die
erzählte Geschichte. Legen doch die meisten Filme dieser Art den Fokus voll auf
die Kämpfe und vernachlässigen dabei völlig ihre Protagonisten, stellt Warrior
seine Kämpfer und nicht den Kampf in den Vordergrund. So kann man Warrior auch
fast als Familiendrama bezeichnen. Der Film erzählt die Geschichte von zwei Brüdern,
die sich im ewigen Konkurrenzkampf befinden, alkoholabhängigen Vätern und Familien
in Geldnot. Einer der Brüder, Brendan, arbeitet als Physiklehrer. Da sein
Verdienst aber alles andere als ausreichend ist, versucht er mit mehreren
Nebenjobs gerade so über die Runden zu kommen. Aber alles vergebens. Als er
erfährt, dass er kurz vor der Zwangsvollstreckung steht und nur noch 90 Tage
Zeit hat, um genügend Geld aufzutreiben, fängt er wieder an zu kämpfen. Zwar
kann er so etwas Geld verdienen, verliert aber seinen Job als Lehrer. Der einzige
Ausweg ist ein großes MMA-Turnier, das Sparta, bei dem die besten Kämpfer
gegeneinander antreten und der Sieger fünf Millionen Dollar Preisgeld kassiert.
Der zweite Bruder, Tommy, steht
auf einmal bei seinem verhassten Vater vor der Tür. Als Kind hat er zusammen
mit seiner Mutter vor seinem alkoholkranken Vater die Flucht ergriffen. Dass
dieser seit fast drei Jahren trocken ist und so einiges bereut, scheint ihn
nicht zu kümmern. Er braucht nur eine Unterkunft und einen Trainer. Denn er
will am Sparta teilnehmen und das Preisgeld kassieren. Was er damit vor hat und
warum er auf einmal aus dem Nichts vor der Haustür seines Vaters steht, wird im
Laufe der wirklich guten Geschichte erzählt, bei der sich die Wege der
ungleichen Brüder unweigerlich kreuzen.
Es wird also schnell klar, dass
Warrior deutlich mehr bietet als die meisten Filme seiner Zunft. Geht es doch
meisten um simple Rache- und/oder Ex-Knacki-Geschichten, kann Warrior mit
komplexen Familienverhältnissen und stets nachvollziehbaren Handlungen punkten.
Wenn Brendan keinen anderen Ausweg mehr sieht als sich im Ring
zusammenschlagen, um seine Familie zu versorgen und dabei seine Frau in Sorgen
ertränkt, kann man das Geschehen jederzeit nachvollziehen. Auch die Beweggründe
von Tommy, der anfangs sehr unnahbar und sehr einseitig wirkt, ergeben mit der
Zeit immer mehr Sinn. Auch das Verhältnis der Brüder zueinander und vor allem
zum Vater, der sich extrem viel Mühe gibt, seine Fehler gut zu machen und doch
nicht an seine Söhne herankommt, ist nicht nur teilweise echt berührend, sondern
vor allem auch glaubhaft. Sind die Sympathien anfangs klar zu Gunsten von Brendan
und seiner Familie verteilt, so schafft es der Film gegen Ende beide Seiten
genau zu durchleuchten und die Beweggründe beider Brüder nachvollziehbar
darzustellen, sodass das Ende zwar vorhersehbar, aber dennoch äußerst spannend
über die Leinwand läuft. Diese Kämpfer sind eben nicht nur wilde Bestien, die
sich gerne schlagen, sondern es gibt immer etwas, dass sie antreibt. Und das
ist das Besondere an diesem Film.
Auch wenn der Fokus klar auf den
Brüdern und deren Motivation und Verhältnis liegt, so fallen die Kämpfe aber
keineswegs zu kurz aus. Vor allem gegen Ende, geht es im Octagon ordentlich zur
Sache. Dabei werden die Kämpfe so realistisch gezeigt, dass man tatsächlich
denkt, dass gerade eine UFC-Übertragen im Fernsehen läuft. Man leidet und fiebert
mit den Brüdern, vor allem Brendan, der sich weniger souverän als sein Bruder
präsentiert. Die Inszenierung ist klasse! Dazu kommen euphorische Jubelszenen,
die dafür sorgen, dass man als Zuschauer vor dem Fernseher gleich mit
aufspringen und die Brüder anfeuern möchte. So mitgerissen hat mich bis jetzt
noch kein Film, was sicherlich aber auch daran liegt, dass einem die Akteure
bis dahin echt ans Herz gewachsen sind und man sich mit ihnen identifizieren
kann. Da kann man den Film auch verzeihen, dass er sich anfangs echt sehr viel
Zeit lässt, um seine Akteure vorzustellen.
Viel mehr möchte ich auch gar
nicht mehr zu Warrior schreiben, da ich euch sonst nur davon abhalte, euch
diese filmische Perle anzusehen. Wer auf brachiale Martial Arts steht und trotzdem
nicht auf eine ordentliche und teilweise echt berührende Geschichte verzichten
möchte, ist mit Warrior bestens bedient. Es ist wirklich eine Schande, dass
dieser Film hierzulande total untergegangen ist, denn das hat er einfach nicht
verdient. Warrior gehört zu den besten Filmen, dass das Martial Art-Genre zu
bieten hat!
Pro:
- sehr gute Geschichte mit
nachvollziehbaren Handlungen und Akteuren, fast Familiendrama
- mitreißend, berührend
- sehr gut inszenierte Kämpfe
- gute schauspielerische
Leistungen
Kontra:
- anfangs etwas langatmig
- etwas zu vorhersehbares Ende
Wertung: 9/10
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