Jetzt ist es ja schon wieder eine
Weile her, dass ich etwas Neues geschrieben habe. Ein Grund dafür ist erst
einmal, dass ich jetzt meinen Bachelor in der Tasche habe und natürlich auch
das schöne Wetter, das eher zum Mopedfahren einlädt. Aber ein weiterer Grund
dafür ist, dass es mir unheimlich schwer gefallen ist, mir eine endgültige
Meinung Hitman Absolution zu bilden. Nach dem ersten Durchlauf war ich
enttäuscht. Weil ich Blood Money damals aber regelrecht geliebt habe, konnte ich
mich damit nicht zufrieden geben und habe mich ein weiteres Mal an das Spiel
gesetzt. Was soll ich sagen? Leider, leider konnte auch der zweite Durchlauf
meine Hauptprobleme mit dem Spiel nicht ausmerzen. Ehrlich gesagt störten mich
diese Punkte beim zweiten Mal noch mehr. Was genau mein Problem mit Hitman
Absolution ist und ob es deswegen jetzt ein schlechtes Spiel ist, erfahrt ihr
jetzt.
Fangen wir wie immer mit der
Story an. Die erzählt zunächst einmal eine persönlichere Geschichte als sonst.
Agent 47 soll seine eigene Kontaktperson Diana ausschalten, weil die angeblich
die Agency verraten hat. Fragen stellt 47 natürlich keine. Auftrag ist Auftrag
und so wird auch dieser ausgeführt. Im Sterben bittet Diana ihren Mörder aber
auf ein Mädchen, namens Victoria, aufzupassen, dass sie der Agency „weggenommen“
hat. Natürlich beginnt diese jetzt auch Jagd auf das Mädchen und 47 zu machen.
So muss sich 47 nicht nur gegen die Agency wehren, sondern auch herausfinden,
warum das Mädchen so besonders ist. Als sich dann noch der geldgeile
Waffenmogul Dexter einschaltet und Victoria entführt, muss 47 auf sein ganzes
Können zurückgreifen, Victoria befreien und seinen ehemaligen Arbeitgeber zur
Strecke bringen.
So niedergeschrieben klingt die
Story ganz interessant und unterhaltend. Leider entfaltet sie nie ihr
Potenzial. Das beginnt schon mit 47 Entscheidung auf das Mädchen aufzupassen.
Warum? Die ganze Zeit ist er der eiskalte Killer und dann einfach während einer
kurzen Cutscene entwickelt er Gefühle? Das ist für mich unglaubhaft! Wenn man
schon eine persönliche Geschichte erzählen möchte, sollte man sich auch die
Person konzentrieren, um die es sich dreht. Agent 47 bietet überhaupt nichts,
das mich mit ihm fühlen oder seine Beweggründe nachvollziehen lässt. Aber das
ist das Problem mit dem Killer. Er taugt meiner Meinung nach einfach nicht für
persönliche Stories. Blood Money war perfekt für 47. Ein Auftrag mit einen oder
mehreren Zielen, ausführen, Geld kassieren. Keine doofen Fragen stellen oder
Gefühle zeigen. Das passt zu 47, aber nicht das was mir in Absolution
präsentiert wurde. Durch die weiteren Charaktere wird alles nur noch schlimmer.
Dexter soll exzentrisch und durchgeknallt wirken, aber eigentlich ging er mir
von Anfang an nur auf die Nerven. Vor allem sein Leibwächter wirkt mit seinem
lächerlichen Design (riesen Muskeln und anscheinenden drei Meter groß) einfach
völlig deplatziert. Alle weiblichen Rollen sind völlig übersexualisiert. Nicht
eine der Figuren wirkt einfach glaubhaft oder gar interessant. Es werden
einfach weiter die üblichen Stereotype präsentiert. Das geht heutzutage einfach
viel besser! Hinzu kommt, dass die Zwischensequenzen allesamt grausam anzusehen
sind. Die sind so stark überstilisiert, dass es mich schon wieder gestört hat.
Alles ist total überblendet und warum man immer durch eine Art Bullauge auf die
Zwischensequenzen schaut, weiß ich auch nicht. Dass dann die Tonabmischung
miserabel ist, macht die Cutscenes nicht besser. Stimmen sind wirklich IMMER
viel zu leise, wodurch die Sprachausgabe, die eigentlich gar nicht so schlecht
ist, einfach mies wirkt. Achja, Logiklücken in der Story gibt es außerdem auch
noch genügend.
Okay, die Story hat also
Potenzial, das aber nicht genutzt wird und die dargebotenen Charaktere sind
alle uninteressant. Das sind zwar alles Punkte, die verhindern, dass Hitman
Absolution ein sehr gutes Spiel wird, aber wenn das Gameplay stimmt, kann das
einiges wieder gut machen. Hier kann Hitman Absolution zwar einige Pluspunkte
sammeln, aber leider gibt es auch hier wieder einiges zu meckern. Wer frühere
Hitman-Titel gespielt hat, weiß was er zu erwarten hat. Jedenfalls dachte ich
das. Weitläufige Bereiche mit unzähligen Möglichkeiten das Ziel auszuschalten.
Das trifft aber leider nicht ganz auf Absolution zu. Die Level sind, bis auf
wenige Ausnahmen, um einiges kleiner als noch in Blood Money, ja sogar
teilweise schlauchartig. Ehrlich?! Schlauchlevels in einem Hitman? Was soll
das?! Sind wir nicht in einem Schlauch gefangen, so schleust uns das Spiel
stets recht linear von einem kleinen Bereich in den nächsten kleinen Bereich.
Ich erinnere mich nur zu gerne an Blood Money, als ich zum Beispiel in die
Villa eines Drogenbarons eindringen musste und sich mir dafür mindestens fünf
verschiedene Möglichkeiten boten. Jetzt gibt es meistens genau eine Tür, die in
den nächsten Abschnitt führt. Das ist für mich kein Hitman! Zum Glück hat
Absolution Level wie Chinatown oder die Kleinstadt Hope, die alte Stärken des
Killers aufblitzen lassen. Dass man dann aber gleich zwei Mal in Chinatown
unterwegs ist, stört dann aber wieder. Trotzdem gibt es in Absolution immer
noch genügend Möglichkeiten sein Ziel auszuschalten und gut geplante Fallen zu
stellen. Und es ist immer noch auf eine sehr makabere Art befriedigend, wenn
ein Plan aufgeht und wenn sich ein Ziel zum Beispiel gerade selbst anzündet.
Hier kann der Titel ganz klar Punkten. Auch die Schleichmechaniken funktionieren
einwandfrei. Aber auch da gefällt mir etwas nicht. Man kann sich wie immer verkleiden
und so in Bereiche vordringen, die einem vorher verschlossen waren. Nur
erkennen einen zum Beispiel Polizisten, wenn man sich selbst als Polizist
verkleidet hat. Also wollen die Entwickler mir echt erzählen, dass die Polizisten
in Chicago tatsächlich jeden einzelnen ihrer Kollegen kennen? Sicherlich hilft
das dem Gameplay insofern, dass es dem Spieler nicht zu leicht gemacht wird.
Aber glaubhaft ist das nicht.
Schade ist auch, dass ich mir vor
jedem Einsatz nicht mehr mein Equipment selbst zusammenstellen kann. Auch hat
mein Vorgehen überhaupt keinen Einfluss. Wenn ich Blood Money einfach wie Rambo
alles und jeden den Erdboden gleich gemacht habe, so hat mich das Spiel im
nächsten Level mit mehr und aufmerksameren Wachen gestraft. In Absolution
spielt das keine Rolle. Das geht sogar soweit, dass ich ein Levelabschnitt
verkleidet verlasse und im nächsten wieder im typischen Anzug dastehe und ich mir
erneut eine Verkleidung suchen muss. Wann bitte und vor allem warum hat sich er
Glatzkopf denn umgezogen?!
Wer will kann Absolution auch in
einen Third-Person-Deckungsshooter verwandeln. Das hat überraschenderweise
ziemlich gut funktioniert. Nur kauft man sich deswegen ja eigentlich kein
Hitman und zudem agiert die KI dabei teilweise so doof, dass es einfach keinen
Spaß mehr macht. Da rennt ein Wachmann nach dem anderen blind auf unsere
Stellung zu und lässt sich erschießen anstatt über die Flanken zu kommen und zu
versuchen mich aus der Deckung zu treiben. Aber das ist jetzt kein grober
Minuspunkt, da ein Hitman eh nicht als Shooter gedacht ist. Aber dass mir
Hitman Absolution die Möglichkeit gibt, so zu spielen wie ich gerne möchte, ist
definitiv ein großer Pluspunkt.
Kommen wir aber zum letzten
Punkt, der Grafik. Hier kann Hitman Absolution definitiv punkten. Zwar zaubert die Glacier2 Engine nicht die
schönsten Figuren oder Gesichter auf den Bildschirm, aber was die Grafik
besonders macht, ist die Darstellung von Menschenmassen. Vor allem in Chinatown
oder auf einen Bahnhof in Chicago wimmelt es nur so von Menschen. Hier verschmilzt
der Spieler tatsächlich mit der Masse. Vor allem die Innenräume von Gebäuden
sind zudem sehr detailreich gestaltet. Die Darstellung ist durchaus gelungen
und vor allem endlich mal glaubhaft und organisch.
Abschließend ein Urteil zu
treffen, fällt mir bei Hitman Absolution echt schwer. Zu einem kann das Gameplay dank der vielen Möglichkeiten
durchaus punkten und vor allem auch die überdurchschnittliche Grafik sorgt für
ein ordentliches Spielerlebnis. Im Vergleich zu seinem Vorgänger Blood Money
stellt Absolution aber rein vom Gameplay und der Größe der „Maps“ aber einen
klaren Rückschritt dar. Was mich aber am meisten gestört hat, ist die miserable
Umsetzung der eigentlich gar nicht so schlechten Story. Ich war zu keinem
Zeitpunkt wirklich gefesselt oder sogar interessiert an der Story und ihren
Figuren. Das Gameplay alleine kann zwar motivieren, aber das reicht mit
heutzutage nicht mehr. Gut erzählte Stories sind wichtig geworden! Eine klare
Kaufempfehlung kann ich daher wirklich nur Fans des Hitman aussprechen. Alle
anderen, sollten sich das Spiel vielleicht erst einmal ausleihen oder bei einem
Freund spielen. Ich war ehrlich gesagt etwas enttäuscht.
Pro:
- viele Möglichkeiten das Ziel zu
erreichen
- solide Schleichmechaniken
- Story hat Potenzial
- ordentliche Grafik, vor allem
die Menschenmassen
- schwarzer Humor
Kontra:
- kleine, teilweise
schlauchartige Level
- Story miserabel umgesetzt,
Logiklücken
- grauenhafte Cutscenes
- nicht ein einziger interessanter
Charakter, übliche Stereotype (teilweise nervig und deplatziert)
- Ausrüstung kann nicht selbst
bestimmt werden
- Vorgehen hat keinerlei
Auswirkungen auf folgende Level
Wertung: 6/10
Ich habe mir gerade einen Walkthrough des ganzen Spiels angeschaut, das war auch besser. Im Nachgang hab ich gesehen, das mich das Spiel viel zu sehr frusten würde. Punkten konnte das Spiel mit Atmosphäre, Grafik und Sound. Bringt aber nicht viel, wenn die Storyumsetzung einfach für die Tonne ist. Und 1-Minuten-0815-Cutszenes zum Ende scheinen mittlerweile trauriger Standard zu sein. Gibts denn niemand, welcher ein Spiel spielt, um dann auch ein großartiges Ende zu sehen? Mich wundert, das die miserable Story scheinbar keinen der Tester der großen Magazine gestört hat....
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