Es gibt Spiele, die alles richtig
machen. Es gibt Spiele, die alles falsch machen. Und dann gibt es diese Spiele,
die wirklich gute Ideen, Geschichten oder visuelle Highlights bieten, es aber
nicht schaffen ihr komplettes Potenzial auszunutzen. Dabei muss es sich nicht
einmal um schlechte Spiele handeln. Auch einige der Top-Titel der letzten Jahre
hatten meistens einen Punkt an dem ich mich gefragt habe: Warum bitte habt ihr
das nicht noch besser umgesetzt? Da wäre doch mehr drin gewesen! Deshalb jetzt
an dieser Stelle ein kurzer Überblick über ein paar Spiele, die ihr Potenzial
nicht richtig ausgenutzt haben.
Alpha Protocol
Alpha Protocol zählt sicherlich
nicht zu den sehr guten Spielen der PS3, hatte aber einzigartige Ansätze und
wirklich richtig gute Ideen, die den Titel erfolgreicher hätten machen können,
wen sie nur ordentlich genutzt wurden wären. (Zu viel Konjunktiv in diesem
Satz!) Aber was ist Alpha Protocol eigentlich? Als Spieler schlüpft man die
Rolle des Agenten Michael Thornton. Dieser soll für den Geheimdienst Alpha
Protocol einen Anschlag in Saudi Arabien aufklären und gerät so in größere terroristische
Verstrickungen verwickelt, die ihn rund um die Welt schicken. Dabei bezeichnet
sich das Spiel selbst als Spionage RPG und das ist auch so schon genau richtig.
Denn wie in normalen RPGs auch sammelt man Erfahrungspunkte, steigt Level auf
und verbessert so seinen Geheimagenten. Dabei ist der liebe Herr Thornton
relativ flexibel. Ob man ihn zur ultimativen Kampfmaschine oder zum
Schleichspezialisten ausbildet, bleibt ganz dem Spieler überlassen. Ähnlich
offen sind dann auch die Level gestaltet. Das große Aushängeschild ist
allerdings die beeinflussbare Story. So kann der Spieler direkt über Leben und
Tod einiger wichtiger Spielfiguren entscheiden und die Geschichte immer wieder
durch seine Entscheidungen verändern. Auch die Tatsache, dass das Genre eher
mau bestückt ist, ist sicherlich kein schlechter Ausgangspunkt. ABER, leider
schafft es Alpha Protocol nicht, diese sehr guten Ansätze umzusetzen. Die
technische Realisierung ist unter aller Sau. Animationen, Charaktermodelle und
Umgebungen sehen schrecklich aus. Auch das Gameplay wird viel zu schnell zu
einseitig und das Spiel insgesamt zu einfach. Stimmt das Gameplay nicht, können
auch eine gute Story und nette RPG-Ansätze nichts mehr wett machen. Echt
schade, denn da wäre viel mehr drin gewesen.
Beyond: Two Souls
Kommen wir zu einem Spiel, das
eigentlich gar kein richtiges Spiel ist. Auch wenn Beyond Two Souls spielerisch
nicht sehr bietet, gehört es für mich aufgrund der tollen Erzählung und den grandiosen
Charakteren zu den besten Erfahrungen auf der PS3. Dabei wäre bei der Erzählung
rund um das Mädchen Jodie, die seit ihrer Geburt mit einer Art Geist namens
Aiden verbunden ist und dessen Leben man als Spieler begleiten darf, deutlich
mehr drin gewesen (mindestens spielerisch). Da ich bereits Heavy Rain gespielt
habe, wusste ich aber genau was mich erwartet. Zwar bietet Beyond Two Souls die
deutlich spannendere Story als der „Vorgänger“ und durch Aiden kommt eine
weitere erzählerische und auch spielerische Ebene hinzu, die aber nie ihr
ganzes Potenzial ausreizt. So ist die Art und Weise, wie ich als Spieler durch
Aiden mit der Welt interagieren kann viel zu eingeengt und vorgegeben. Insgesamt
hatte ich das Gefühl viel weniger Einfluss auf die Handlung nehmen zu können
als noch in Heavy Rain. Zwar haben meine Handlungen kleine, direkte Einflüsse
auf das Geschehen, aber das Ende wird wirklich erst in der letzten Mission
bedeutend beeinflusst. Besonders spielerisch wird aber in einer Mission ganz
deutlich, dass mehr drin gewesen wäre. Da muss man mit Jodie irgendwo in Afrika
einen Warlord ausfindig machen und ausschalten, darf aber nie wirklich die Kontrolle
übernehmen. Es gibt sogar Shooter-Sequenzen. Man darf aber nicht aktiv Zielen
und Schießen, sondern es bleibt bei den Quicktime-Events. Warum? Hier wäre es
so einfach gewesen ein richtiges Spiel aus Beyond Two Souls zu machen. Warum ist
man diesen Schritt nicht gegangen? Solche vergebenen Chancen treten leider
nicht nur einmal auf. Schade!
The Last of Us
Dass The Last of Us ein sehr
gutes Spiel ist, steht außer Frage. Allerdings gibt es paar Punkte, die auch
diesem Titel daran hindern ein wahres Meisterwerk zu werden. Ohne Zweifel ist
die Geschichte sehr emotional und unglaublich packend erzählt. Dennoch muss ich
sagen, dass an manchen Stellen deutlich mehr drin gewesen wäre. So bleiben Joel
und Ellie zu sauber. Was meine ich damit? Zwar kommt immer mal rüber, dass Joel
nicht nur feine Sachen getan hat, um zu überleben, aber warum sieht man das als
Spieler nicht wirklich. Okay es werden andere Menschen getötet, aber beinahe
immer aus Notwehr. Ellie meckert an
einer Stelle, dass sie unglaublich Hunger hat. Warum hat man diesen Aspekt
nicht weiter thematisiert? So hätte man als Joel eventuell selber andere Wanderer
überfallen können, um selbst genug Nahrung zu haben. Das hätt auch zu weiteren interessanten,
moralischen Diskussionen zwischen Elli end Joel führen können. So wird zwar
auch Kannibalismus thematisiert, aber in meinen Augen nie wirklich
eindrucksvoll und schockierend dargestellt. Das hat ein The Walking Dead von Telltale
Games viel besser hinbekommen. Das ist wirklich meckern auf sehr hohem Niveau.
Aber genau diesem Niveau muss sich ein sehr gutes Spiel nun einfach stellen, um
zu einem Meisterwerkt erklärt zu werden. Genau das hätte The Last of Us
schaffen können.
Dragons Dogma: Dark Arisen
Anspruchsvolle Kämpfe, umfangreiche
Personalisierungsmöglichkeiten und eine große und glaubhafte Spielwelt machen
Dragons Dogma zu einem wirklich guten RPG. Das Spiel ist angenehm schwer und
bietet mit seinem aktiven Kampfsystem mehr als so mancher Konkurrent. Auch die
enorm große Spielwelt spricht eigentlich für ein sehr gutes Spiel. Wäre da
nicht das Fehlen eines enorm wichtiges Features. Es gibt keine
Schnellreise-Funktion. Bei einer solch riesigen Welt und Quests, die ein gerne
bis an das andere Ende der Karte schicken, ist das Fehlen einer solchen
Funktion einfach schrecklich! Man könnte damit argumentieren, dass die Welt
erkundet werden und nicht übersprungen werden soll. Nur doof, dass die Welt
nicht mit genug Leben gefüllt ist. Während in einem Skyrim hinter jedem Stein
ein neues Abenteuer lauter, läuft man in Dragons Dogma einfach von einem Baum
zum nächsten, kämpft gegen einige Gegner und hofft bald am Ziel zu sein. Zudem
müssen etliche Gebiete immer und immer wieder besucht werden, wodurch noch mehr
Abwechslung flöten geht. Die spaßigen Scharmützel mit den zahlreichen Kreaturen
helfen aber ganz gut, die etwas langatmigen Passagen zu vertuschen. Bis man zum
Ende des Hauptspiels kommt. Denn das ist einfach unter aller Sau. Da kämpft man
sich stundenlang durch allerlei Viehzeugt, läuft mehrere Marathons, um
anschließend in einem grandiosen Kampf einen Drachen zu erlegen und der Dank
dafür ist eine unglaublich nervige Sammelquest. Der Spieler darf nun
stundenlang gegen bereits bekannte Monster und Endbosse so lange immer wieder
antreten bis er genügend Steinfragmente gefunden hat. Blöd ist nur, dass die
Objekte der Begierde so selten fallen gelassen werden, dass man immer und immer
wieder gegen dieselben Gegner kämpfen muss. Warum hat man es nicht bei Tod des
Drachen belassen und Ende? Das hätte echt viel gerettet!
So das sollte als kurzer
Überblick genügen. Es gibt zwar noch mehr Spiele bei denen ich dachte, dass da
so viel mehr drin gewesen wäre. Aber bei den genannten Titeln ist es mir am
meisten aufgefallen. Jetzt möchte ich natürlich auch gerne noch wissen, bei welchen
Spielen ihr verschenktes Potenzial beobachtet habt. Wie fandet ihr meinen
Beitrag? Teilt es mir in den Kommentaren mit.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen