Alle Prüfungen und die erste
Ferienwoche sind nun überstanden und so kann ich mich endlich wieder meinem
Blog widmen. Die etwas längere Pause möchte ich jetzt mit einem Test zum PS
Vita Ableger zur Uncharted Reihe beenden. Jetzt wo der Erwerb einer PS4 langsam
immer interessanter wird, hatte ich auch endlich eine Ausrede, um mir eine PS
Vita zuzulegen. Uncharted Golden Abyss war bereits einer der PS Vita Starttitel
und gehört auch heute noch mit zu dem Besten, was die Vita zu bieten hat. Dabei
steckt aber nicht Naughty Dog, sondern Bend Studio hinter dem Handheld-Ableger.
Warum sich der kleine Bruder der großen Bombast-Serie überhaupt nicht hinter
seinen großen Vorbildern verstecken muss und teilweise sogar einige Aspekte
deutlich besser löst, erfahrt ihr wenn ihr weiterlest.
Die Geschichte von Golden Abyss
spielt zeitlich vor den PS3 Abenteuern des Nathan Drake. Den leichtfüßigen
Schatzsucher verschlägt es dieses Mal in den Dschungel von Panama. Sein Freund Jason Dante vermutet,
dass irgendwo in diesem Dickicht einen verborgenen Schatz. Zusammen mit Dantes „Partnerin“
Marisa Chase begibt sich das Trio auf die Suche. Nur doof, dass das Gebiet
einem gewissen General Roberto Guerro gehört, der mit seiner eigenen kleinen
Armee etwas dagegen hat, dass die drei in seinem Revier nach Schätzen suchen.
Als beide Parteien aufeinander treffen, bestätigen sich Chases Zweifel an
Dantes Loyalität und so müssen sich Drake und Chase nicht nur noch mit Guerro
Männern rumschlagen.
Die Story erinnerte mich positiv
an die beiden ersten Uncharted Titel. Da gibt es jede Menge Dschungel zu
erkunden (wie in Teil 1) und einen vermeidlichen Freund, der kurzerhand die
Seiten wechselt (wie in Teil 2). Dabei wirkt die Geschichte aber nie als
billiger Abklatsch der großen Vorbilder, sondern reiht sich viel mehr als
gelungene Ergänzung in das Gesamtbild des Abenteurers ein, der von einer wilden
Geschichte in die nächste Stürzt. Sicherlich kann Bend Studios mit der Story
keine Preise gewinnen, aber sie mehr als ausreichend motivierend, um die 10 bis
12 Stunden Spielzeit bei der Stange zu halten. Das kommt vor allem auch durch
das grandiose Zusammenspiel von Drake und Chase zustande. Diese Marisa Chase
ist mehr als nur schmückendes Beiwerk, sondern eher eine beinahe ebenwürdige
Archäologin und für mich die beste weibliche Begleitperson, die ein Nathan
Drake bis jetzt hatte. Hinzu kommt, dass auch auf der kleinen Konsole alle
bekannten Sprecher mit der gewohnten Qualität (mit gewohnt guten Dialogen)
vorhanden sind. Nur General Guerros Synchronisierung konnte mich gar nicht
überzeugen. Warum nimmt man für eine Figur, welche einen deutlichen Spanischen
Akzent aufweisen soll, keinen spanischen Muttersprachler als Synchronsprecher?
So wirkt das ganze einfach nur etwas lächerlich. Okay vielleicht fällt mir das
nur so sehr auf, da ich jeden Tag mit der spanischen Sprache umgeben bin. Aber es
hat mich gestört und da ist meiner Meinung nach einiges an Atmosphäre und
Charakterisierung verloren gegangen.
Okay die Story war in einem
Uncharted-Spiel noch nie überragend. Dafür war das Gameplay aber immer über
alle Zweifel erhaben. Daran ändert auch die PS Vita nichts. Dank der beiden
Analog-Sticks steuert sich Nathan Drake genauso geschmeidig und zielgenau durch
die Dschungel. Auch an der Rezeptur hat sich nichts geändert. Nicht sehr
anspruchsvolle, aber immer packend inszenierte Kletterpassagen wechseln sich
mit Rätseleinlagen und knackigen 3rd Person Schießereien ab. Alles fühlt sich
an und spielt sich auch wie auf der großen Konsole. Und das alles unterwegs?
Perfekt! Als Launchtitel der PS Vita musste Uncharted Golden Abyss aber auch
alle Möglichkeiten der Vita ausnutzen und hier entstehen erste Minuspunkte.
Funktioniert das Zoomen mit Fernglas und Sniper über das rückseitige Touchpad
noch sehr gut, so sind die Quicktime Events über das Front-Touchdisplay eher
nervig. Richtig nervig sind vor allem die kurz aufeinander folgenden
Bosskämpfe, welche aus viel zu langen Wisch-Quicktime-Events bestehen. Zwar
nett anzusehen, aber spielerisch einschläfernd. Besser funktionieren dann aber das
Touchdisplay-Gerubbel bei Minispielen, wie das Säubern und Untersuchen von
Fundstücken und dem Erzeugen von Kohle-Abdrücken.
Moment mal! Fundstücke
untersuchen? Hier zeigt Bend Studio was einem Uncharted schon immer gefehlt
hat. Zwar ist man immer auf der Suche nach untergegangen Zivilisationen und
verlorenen Schätzen, aber muss nie wirklich danach suchen. Nun muss Nathan
endlich aktiv Hinweise untersuchen und finden. Da müssen zum Beispiel Schnipsel
einer Karte neu zusammengesetzt oder mehrere Kohle-Abdrucke erstellt und
kombiniert werden, um im Spiel vorranzukommen oder optional um einfach weitere
Hintergrundinformationen zu erhalten. Auch sind die Rätsel wieder deutlich
besser als in einem Uncharted 3. Wenn es nach mir ging, würde Drake deutlich
weniger Schießen (was gegen Ende leider wieder zu viel wird) und viel mehr
rätseln. Bend Studio weist hier in die richtige Richtung und ich hoffe auf das
bereits angekündigte Uncharted 4.
Ein weiterer Punkt in dem
Uncharted immer wieder neue Maßstäbe setzen konnte, ist die Grafik. Was dieses
Golden Abyss hier auf den Bildschirm der Vita zauber ist einfach unglaublich.
Texturen sind knackig, Charaktermodelle detailreich und die Landschaft voller
üppiger Vegetation und fantastischen Panoramen. Natürlich erreicht Golden Abyss
nicht ganz die bombastische Inszenierung eines Uncharted 3. So merkt man zwar
an einigen Punkten zwar die etwas schwächere Hardware der Vita, hält man sich aber vor Augen, dass es sich um
einen Handheld-Titel handelt, muss man einfach staunen. Explosionen sind nicht
ganz zeitgemäß und der Weitblick ist nicht ganz so gegeben, aber das alles
trübt das Gesamtbild auf keinen Fall. Uncharted Golden Abyss ist ein
bildschönes Spiel, das auch noch butterweich läuft. Das gleiche gute Bild
bietet der grandiose Soundtrack. Schon als im Startbildschirm die bekannte
Uncharted Melodie aus den Lautsprechern tönte, war ich voll drin. Ich empfehle
dann doch lieber mit Kopfhörern zu spielen, da die Lautsprecher der Vita zwar nicht
schlecht, aber auch nicht die besten sind.
Zusammenfassend bleibt eigentlich
nur zu sagen, dass Bend Studio sich mit seinem Spiel keineswegs vor den großen
Vorbildern verstecken muss. In puncto Erkundungsdrang, Archäologie und Rätseln
legt der Handheld-Ableger sogar vor. Verglichen mit Uncharted 3 ist Golden
Abyss sogar das deutlich bessere Spiel. An eine Klasse von Uncharted 2 reicht
es dann aber doch nicht ganz heran. Muss es auch gar nicht. Für mich ist
Uncharted Golden Abyss ein definitiver Pflichtkauf für die PS Vita.
Pro:
- keine überraschende, aber
durchaus unterhaltsame Story
- gewohnt hervorragendes Uncharted-Gameplay
- gewohnt packende
Uncharted-Inszenierung und Erzählung
- endlich mehr Fokus auf
Archäologie und Rätsel
- Marisa Chase als Begleitperson endlich
ebenwürdig und interessanter als Chloe oder Elena
- grafisch überragend
Kontra:
- überflüssige Touchbedienung
- unglaublich nervige Bosskämpfe
- unpassende Synchronisierung von
General Guerro
- zu viel Geballer gegen Ende des
Spieles
Wertung: 8,5/10
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