Dieses Mal schlüpft ihr in die Rolle von Edward Kenway, der im Neuen Land nach Reichtum jagt und wie geht das besser als Pirat. Durch seine Gier begeht er zu Beginn einen Fehler, welcher ihn mitten zwischen die Fronten der Templer und Assassinen katapultiert. Auf der Suche nach einem uralten Artefakt muss er sich nicht nur für eine Seite entscheiden, sondern auch das Dasein der Piraten verteidigen.
Schon im Vorgänger wirkte das ganze „Assassinen gegen Templer“-Element arg aufgesetzt. In Black Flag wird da noch eine Schippe draufgesetzt. In keinen anderem AC bisher hat mich der Templerkonflikt mehr gestört als hier. Zwar ist der anfängliche Ansatz eines unparteiischen Protagonisten erfrischend spannend, wird aber nie auch nur ansatzweise ausgenutzt. Das Blöde daran ist, dass daruntr auch noch die Piratengeschichte leiden muss, da hier spürbare Kompromisse getroffen werden mussten. Auf der einen Seite ist Kenway einfach nur raffgierig und auf den großen Fang aus, auf der anderen Seite musste er sich, der Story zu liebe, zu einem gewissenhaften Assassinen wandeln. Das tut der Story überhaupt nicht gut.
Ähnliches gilt für die Charaktere. Zwar bietet Edward noch deutlich mehr Persönlichkeit als sein Vorgänger (naja eigentlich Nachfahre) Connor, er verliert sie aber im Laufe der Geschichte. Bei den Nebenrollen werden zwar einige interessante Charaktere etabliert, nur sieht man da Wendungen von vornherein kommen. Ein bestimmter Charakter, der für mich auch der bessere Protagonist gewesen wäre, wird wunderbar eingeführt und dargestellt, bekommt aber viel zu wenige Auftritte, da ja unbedingt noch Platz für die Assassinen-Geschichte gelassen werden musste.
Kommen wir aber zu dem Punkt, der schon AC3 gerettet hat, das Gameplay. Die Highlights sind zweifelsohne die überarbeitenden Seeschlachten und die offene Spielwelt. Schon im Vorgänger konnte das Potential der Seeschlachten erkannt werden und wurde nun hier vollkommen umgesetzt. Es macht einfach einen riesen Spaß ein feindliches Schiff mit einer Breitseite lahm zu legen und dann ganz ohne Ladezeiten und fließend an Deck zu gehen und Klarschiff zu machen. Das macht sogar so viel Spaß, dass ich lieber stundenlang auf See unterwegs war als die immer gleichen Landmissionen in Angriff zu nehmen. Die typischen „verfolge-ungesehen-Person-X-und-bring-sie-später-um“-Missionen sind altbacken und überhaupt nicht mehr spannend, vor allem wenn sie immer und immer wieder vom Spieler abverlangt werden.
Zum Glück bietet die offene Spielwelt genug andere Möglichkeiten sich abzulenken. So macht das neue Walfänger-Minispiel echt Spaß. Auch das Tauchen nach versunkenen Schätzen kommt zwar etwas spät ins Spiel und steuert sich recht hakelig, kann aber durchaus faszinieren. Vor allem aber die angenehm knackigen Forts und legendären Schiffe, die es einzunehmen, bzw. zu versenken gilt, können richtig gut unterhalten. Außerdem streut das neue AC Black Flag einige seltene und leichte Rätsel ein, die das Spielgeschehen ein wenig auffrischen. In der Gegenwart wird wiederum ein neuer Ansatz versucht, der zwar spielerisch recht einfach gehalten ist, aber zumindest zu Beginn noch unterhalten kann. Ich wünsche mir ja immer noch ein reines Gegenwarts-Assassins Creed, auch wenn ich die Serie eigentlich schon beendet hätte.
Was mich aber wiederrum ein wenig enttäuscht hat, ist die Authentizität der Schauplätze. Ich hatte mich so auf Havanna gefreut, durch bekannte Gassen und Straßen zu schlendern und sah dann eine Stadt, die zwar einige bekannte Gebäude an der falschen Stelle hatte und ein wenig den Flair einfangen konnte, das war es aber auch schon. Ich weiß ja nicht, ob die Entwickler je in Havanna waren, aber so wirklich haben sie die Stadt nicht getroffen. Das hat mich anfangs sehr gestört, ist aber im Laufe des Spiels verflogen. Grund dafür sind die zwar kleineren, aber dadurch kompakteren und übersichtlicheren Städte. Lange Wege von A nach B fallen dadurch weniger ins Gewicht und stören den Spielfluss nicht. Auch ist die Spielwelt wunderbar belebt. Man hört Bewohner in den verschiedenen Sprachen sprechen oder Lieder passend zum Land spielen. Insgesamt ist in der Welt einfach sehr viel los.
Womit wir bei der Technik angelangt sind. Bedenkt man die Tatsache, dass die Welt von Black Flag größtenteils offen ist, ist das dargebotene wirklich beeindruckend. Die Inseln, vor allem die Vegetation, sehen fantastisch aus. Selbiges gilt für die Charaktermodelle. Vor allem aber das Wasser sieht großartig aus. Bei Stürmen türmen sich beeindruckende Wellen auf und es ist einfach unglaublich atmosphärisch wenn sich eine Welle über das Deck der Jackdaw ergießt. Zwar kann es bei größeren Schlachten zu deutlichen Framerate-Einbrüchen kommen und es sind mir einige kleine Bugs oder Clipping-Fehler aufgefallen, aber für ein Spiel dieser Größe geht das voll in Ordnung. Auch die deutsche Synchronisation, sowie der großartige Soundtrack können sich echt hören lassen.
Auch wenn der Assassinen-Drops bereits abgelutscht ist, dieses Black Flag konnte mich wirklich wunderbar unterhalten. Als Open-World-Piratenspiel ist es sogar ein wahres Meisterwerk, wäre da nicht ein gewisser uralter Konflikt, der durch den Titel unbedingt ins Spiel gepresst werden musste. Mir hätte ein reines „Black Flag“ ohne Assassinen-Anhängsel deutlich besser gefallen. Das schmälert aber in keinster Weise die Tatsache, dass sich dieses Spiel fantastisch spielt, ein große und schöne Spielwelt bietet und über viele, viele Stunden wunderbar unterhalten kann. Assassins Creed Black Flag ist ein fantastisches Spiel, nur leider mit zu vielen Assassinen und Templern.
Natürlich darf an dieser Stelle das Video nicht fehlen:
Pro:
Natürlich darf an dieser Stelle das Video nicht fehlen:
Pro:
- große, schöne und belebte Spielwelt
- fantatische Piratenatmosphäre
- spannende Seeschlachten
- fließender See- und Landübergang
- kompaktere und übersichtlichere Städte
- unterhaltsame, zahlreiche Nebenmissionen
Kontra:
- altbackene und öde Verfolgungsmissionen
- aufgesetzte Assassinen vs. Templer Geschichte
- schwache Authentizität der Städte
- Nahkampf noch zu leicht
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