Erst in meinem letzten Video habe ich ein kleines Loblied auf mein
Lieblingsmedium angestimmt. Vor allem die mögliche Vielfalt, die so ein
Videospiel bietet, ist einer der Hauptgründe, der mich immer wieder vor die
Konsole lockt. Never Alone ist ein perfektes Beispiel dafür, dass dieses Medium
nicht nur als spaßiger Zeitvertreib herhalten, sondern auch wie in diesem
Beispiel eine ganze Kultur dem Spieler näherbringen kann. Somit ist Never Alone
weit mehr als ein einfaches Spiel, aber ob der interessante Ansatz auch
aufgeht? Lest weiter!
Die Entwickler von Upper One Games haben sich ein großes Ziel
gesetzt. In enger Zusammenarbeit mit Mitgliedern der Iñupiat-Gemeinde, wollen sie dem Spieler deren
Kultur und Geschichte näherbringen. Dafür begleitet ihr das Mädchen Nuna, welches
begleitet von einem Polarfuchs das Schicksal ihres Stammes zum Besseren wenden
muss. Auf dieser Reise muss sie den Ursprung eines verheerenden Schneesturms
finden und sich der feindlichen Umgebung, wilden Tieren und mythischen Lebewesen
stellen.
Never Alone erzählt eine alte Sage der Iñupiat. Im Kern geht es natürlich um Nunas
Abenteuer. Es werden aber vor allem auch Themen beleuchtet wie der Zusammenhalt
der Gemeinschaft, den Respekt vor der Natur und das Leben mit Geistern. Alles
Themen, die fest mit Kultur der Iñupiat verwurzelt sind. Durch die Geschichte führt euch ein Erzähler, der
in der alten Sprache der Ureinwohner das Geschehen kommentiert. Das
funktioniert einfach nur großartig, da durch die fremde Sprache und die
geheimnisvolle Sprechweise sofort eine geheimnisvolle Stimmung aufkommt. Es ist
als würde man tatsächlich so einem alten Stammesoberhaupt am Lagerfeuer bei
einer spannenden Geschichte lauschen.
Schon an dieser Stelle wird der
kulturelle Einschlag deutlich. Nimmt man aber die zahlreichen, kurzen Videos
mit hinzu, ist das Kulturprogramm perfekt. Im Spiel könnt ihr verschiedene
Videoschnipsel finden, in denen dann immer zwei bis drei Minuten zu einem Thema
verschiedene Mitglieder der Iñupiat über ihre Kultur reden. Das Ganze
gepaart mit echt sehenswerten Naturaufnahmen und man denkt, dass man eine
BBC-Dokumentation sieht. Noch nie habe ich in einem Spiel so viel über eine
andere Kultur gelernt. Dieser Aspekt in Ihnen auf jeden Fall gelungen.
Zum Glück haben die Entwickler aber nicht vergessen, dass sie nicht "nur" ein Kulturprogramm auf die Beine stellen wollten, sondern auch ein Spiel, das Spaß
macht. So springt und rätselt ihr euch in klassischer Sidescroller-Manier durch
die Level. Das geht wahlweise auch im Koop. Dann übernimmt ein Spieler die
Kontrolle über Nuna und der andere über den Polarfuchs. Im Single-Player
wechselt ihr auf Knopfdruck zwischen den beiden hin und her. So bauen viele
Rätsel auf das geschickte Einsetzen der Fähigkeiten beider Charakter auf. Mit
dem Fuchs beschwört ihr Geister und klettert an Felsen hoch. Nuna kann mit
ihrer Bola Eisbarrieren zerstören und schwere Kisten verschieben. Die Rätsel
hätten dabei aber ruhig etwas kniffliger ausfallen können. Meistens ist die
Lösung zu offensichtlich. Auch die Jump’n’Run Elemente sind ziemlich
rudimentär, funktionieren aber gut. Einzig die etwas eigensinnige und ab und zu
suizidale KI im Single-Player kann gelegentlich etwas frusten.
Grafisch hat mich Never Alone echt überrascht. Aufbauend auf der Unity
Engine wird der kargen Landschaft Alaskas erstaunlich viel Abwechslung
abgewonnen. Natürlich beherrschen helle Blautöne das ganze Szenario, aber die
Eislandschaften werden glaubhaft und mit einer ganz eigenen Schönheit auf den
Bildschirm gezaubert. Vor allem wenn später noch Polarlichter und Geister
hinzukommen, entfaltet Never Alone seine ganze Pracht. Hinzu kommt das knuffig
süße Design des Polarfuches und Nuna. Auch ist auch hier die enge
Zusammenarbeit mit den Iñupiat jederzeit
spürbar. Es werden keine Effekt-Gewitter abgefeuert und Grafikwunder vollbracht,
aber das Spiel wirkt äußerst stimmig und ist auf seine eigene Weise wunderschön.
Wie immer an dieser Stelle das Review als Video:
Wie immer an dieser Stelle das Review als Video:
Nun Never Alone ist etwas ganz
Neues. Ein Spiel, das neben Spaß machen gleich die ganze Kultur einer kleinen
Gemeinde vermitteln soll. Genau diesen zweiten Aspekt schafft Never Alone dank
der Erzählweise und den kurzen Videoschnipsel mit Bravour. Zwar ist Never Alone
mit Sicherheit kein sehr gutes Jump’n’Run oder Spiel, aber die gegebenen Mittel
haben mir ausgereicht. Für mich ist das Experiment voll aufgegangen. Ich hatte
beim Spielen meinen Spaß, habe dabei etwas gelernt, war einwandfrei unterhalten
und hatte gleich ein neues Beispiel um Skeptikern zu zeigen das Spiele zu mehr
in der Lage sind. Von daher gibt es von mir hier eine klare Empfehlung.
Pro:
+ interessante Kultur der Iñupiat wird unterhaltsam präsentiert
+ spannende Erzählung geheimnisvoll vorgetragen
+ tolle Naturaufnahmen und Interassante Videobeiträge
+ grafisch sehr stimmig und teilweise wunderschön
+ spaßiges (wenn auch einfaches) Gameplay
Kontra:
- nicht sehr lang
- Rätsel zu einfach
- Steuern ab und zu etwas
schwammig
- KI im Single-Player kann für
Frustmomente sorgen
Das Problem mit Never Alone ist,
dass es schwer zu bewerten ist. Als Spiel ist es höchsten oberes Mittelmaß.
Durch den starken Fokus auf die kulturelle Information und die Präsentation
rückt das Gameplay aber in den Hintergrund und unterstützt lediglich die
Erzählung. Von daher gibt es folgende Wertung:
Wertung: 8/10
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