In meinem letzten Beitrag habe
ich mich noch ziemlich über den neuen Mad Max aufgeregt. Zu viel Action, zu
wenig Inhalt war die allgemeine Kritik. Und dann kam da ein anderer Film daher,
welcher mit einem anderen Ansatz wunderbar zeigt wie es richtig gemacht wird.
Die Rede ist natürlich von Kingsman. Geheimagenten? Check! Witz? Check! Action?
Check! Und dazu gibt es noch jede Menge Gentlemen. Warum das Ganze mir so sehr
gefallen hat, erfahrt ihr in diesem Beitrag. Viel Spaß!
Die Kingsman sind eine geheime
Organisation von Agenten, die sich alle Namen der alten Tafelrunde, wie Arthur,
Galahad oder Lancelot gegeben haben. Ihr Ziel ist es, losgelöst von Staat und
Regierungen, die Welt vor Unheil zu bewahren. Als Lancelot bei einer
Rettungsaktion stirbt, ist an den verbleibenden Agenten einen neuen Lancelot
für die Kingsman zu finden. Galahad wirbt den jungen Außenseiter Gary, auch „Eggsy“
genannt an. Nicht nur weil dieser großes Potential zu haben scheint, sondern
auch weil bereits dessen Vater bereits als Kingsman-Anwärter von Galahad
vorgeschlagen wurde und ihn in seiner letzten Mission das Leben rettete und
dabei selbst starb. So beginnt also Eggsys Ausbildung, bei dem er sich
allerhand gefährlichen Aufgaben stellen und gegen seine Mitbewerber durchsetzen
muss. Als dann ein gewisser Richmond Valentine mit einem perfiden Plan auf der
Bildfläche erscheint, wird aus dem Training bitterer Ernst. Die Welt muss
gerettet werden.
Die Story bedient typische
Agenten-Klischees und dabei auch nicht wirklich tiefgründig. Aber das hat mich
über die gesamte Läuflänge von etwas mehr als 120 Minuten nie gestört. Dieser
Film ist einfach unglaublich unterhaltsam! Das liegt vor allem an den tollen
Charakteren. Seien es die charmanten Gentlemen der Kingsman-Organisation, der
Prolet Eggsy oder ganz besonders zu erwähnen ein großartiger Samuel L. Jackson
in der Rolle des Bösewichts, alle machen sehr viel Spaß. Keiner nimmt sich
wirklich ernst, aber jede Figur passt perfekt in ihre Rolle. Vor allem der
lispelnde, Blut verabscheuende Valentine ist in meinen Augen einer der besten
Antagonisten des Genres seit Langem. Zudem tut es Film echt gut, dass er sich
nicht scheut Genre-Kollegen aufs Korn zu nehmen. Die direkte Bond-Referenz am
Ende des Films hat mich richtig schön zum Schmunzeln gebracht. Vor allem diese
lockere Erzählung und die sympathischen Charaktere lassen einen über die eher
schwache Grundstory hinwegsehen und so manch eine Logiklücke verzeihen.
Und genau aufgrund dieser
Lockerheit funktionieren auch die großartigen Action-Sequenzen umso mehr. Die
sind allesamt völlig „Over the Top“ und wunderbar choreografiert. Und was noch
besser ist? Sie nutzen sich nicht ab, sondern machen immer wieder Spaß und Lust
auf mehr. Warum? Weil auch hier eine gesunde Brise Humor beigefügt wurde und
dem Zuschauer ausreichend Kontext geboten wird. Genau so muss Action in einem
Film integriert werden. Wenn zum Beispiel Galahad ein paar Kneipenproleten mit
Schirm und Bierglas Manieren beibringt, ist das spannend anzusehen, unterhaltsam
und obendrauf noch wirklich witzig. Auch den überzogenen Gewaltgrad nimmt man
aufgrund der sich ernst nehmenden Inszenierung gar nicht so wahr. Wenn hunderten
Menschen in einem Feuerwerk der Kopf wegplatzt ist das auf skurrile Art und
Weise sogar echt lustig.
Über Samuel L. Jacksons großartige
Darstellung des Bösewichten habe ich ja schon geschrieben. Aber er verdient es
einfach nochmals erwähnt zu werden. Jeder seiner Auftritte ist lustig und
ungemein unterhaltsam. Auch die Kingsman (z.B. Colin Firth als Galahad) machen
ein super Job als top ausgebildete Gentlemen, denen es beim Kämpfen teilweise
mehr darauf ankommt, nichts von dem wertvollen Whiskey zu verschütten. Auch
Taron Egerton in der Rolle des Proleten Eggsy, der zum Gentlemen werden muss,
dabei aber nie seinen jugendlichen, frechen Charme verliert, hat mir sehr gut
gefallen. Insgesamt sind die schauspielerischen Leistungen wirklich überzeugend.
Ja, Kingsman hat nicht unbedingt
die originellste oder tiefgründigste Geschichte, erzählt diese aber mit so viel
Witz und Charme, sodass mich dieser Umstand nie gestört hat. Der Film nimmt
sich zu keiner Sekunde ernst und das ist seine größte Stärke. Dazu kommen
wunderbar choreografierte und gefilmte Actionszenen, ein guter Soundtrack und
gelungene schauspielerische Leistungen. Kingsman ist nicht nur ein großartiger
Actionfilm, sondern einfach ein großartiger Film, den man in meinen Augen gesehen
haben muss!
Pro:
+ unterhaltsame Erzählung, die
sich nie ernst nimmt
+ lustige Seitenhiebe auf andere
Genre-Vertreter
+ gute schauspielerische
Leistungen (vor allem Samuel L. Jackson)
+ sympathischer und schrulliger
Bösewicht
+ sehr gut inszenierte Action
Kontra:
- klischeehafte Story
Wertung: 10/10
Ich habe kurz überlegt, ob ich
Kingsman 9 oder 10 Punkte gebe. Ich weiß, dass der Film Schwächen in der Erzählung
hat, aber das ist auch nicht der Anspruch des Films. Er will Spaß machen und
das tut er von Anfang an bis zum Ende. Während des Anschauens ist mir absolut
gar nichts negativ aufgefallen. Deswegen gibt es dann doch die volle Punktzahl.
ANSCHAUEN!
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