Das Jahr geht so langsam dem Ende
entgegen und ich habe noch einige Filme aus dem Kinojahr 2015 nachzuholen.
Angefangen habe ich beim Action-Kracher John Wick, der schon 2014 in den USA
startete, bei uns aber erst dieses Jahr im Januar den Sprung in die Kinos
geschafft hat. Kenau Reeves hat mich das letzte Mal so richtig in der Matrix
Trilogie überzeugt. Obwohl Trilogie hier nicht ganz stimmt, denn wirklich
gefallen hat mir nur der erste Film. Die Filme, die danach kamen, konnten nie
so hundertprozentig überzeugen. Doch mit John Wick kehrt er eindrucksvoll auf
die große Leinwand zurück.
Nach dem Tod seiner Frau ist John
Wick am Boden zerstört. Den emotionalen Tiefpunkt erreicht er als plötzlich ein
von seiner verstorbenen Frau versendetes Paket vor seiner Haustür steht. Der
Inhalt ist ein kleiner Hund und die Nachricht, dass John sich um den Hund
genauso liebevoll kümmern soll, wie er sich um sie gekümmert hat, um den
Schmerz zu überwinden. Und tatsächlich
beginnt John den Verlust zu verarbeiten. Doch das Glück währt nicht lange. Denn
John weist einen junge Mann, der ihn sein Auto abkaufen will ab. Dieser junge
Mann ist Iosef Tarasov, Sohn des Mafia Bosses Viggo Tarasov. Diese „Beleidigung“
will er natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Er bricht bei John Wick ein,
verprügelt das überraschte Opfer, stiehlt sein geliebtes Auto und tötet zudem
auch noch seinen Hund. Doch was Iosef nicht weiß, John Wick ist alles andere
als ein einfacher, trauender Mann. John hat Jahre lang für seinen Vater als
Auftragskiller gearbeitet. Und dieser John Wick wird sich rächen, mit allen
Mitteln.
So erzählt John Wick die typische
Rache-Geschichte eines Mannes mit düsterer Vergangenheit, der alles verloren
und nichts mehr zu verlieren hat. Zu Beginn wird der Zuschauer sehr abrupt in
die Handlung geworfen. Warum ist seine Frau gestorben? Wer ist dieser John Wick
eigentlich? Viele Fragen werden im Verlauf des Films nebenbei angesprochen. Die
Art des Storytellings gefällt mir sehr gut, denn man wird nicht mit der Nase
hineingestupst, sondern erfährt sehr viel nebenbei aus den Dialogen des Films.
Auf diese Art schafft es der Film dem alten Storyansatz neue Würze zu
verleihen. Auch fällt so der fatale Fehler des verzogenen Mafia Bengels mehr
ins Gewicht.
Vor allem aber Keanu Reeves
konnte mich in seiner Rolle des John Wick voll überzeugen. Und damit meine ich
noch nicht die Action Sequenzen (dazu später mehr). Diese eine Szene, in der er
den Hund bekommt und vor der Kamera emotional zusammenbricht, ist einfach so
unglaublich intensiv und glaubhaft gespielt, dass man gar nicht anders kann,
als mit diesen Mann mit zu trauern. Später als seine Vergangenheit ans
Tageslicht kommt und er im Keller seine Ausrüstung bereit macht, kommt dieses
Gefühl von vollkommener Entschlossenheit so perfekt rüber, dass man Herrn
Reeves nur ein dickes, fettes Lob aussprechen muss.
Ein mindestens genauso dickes Lob
gehört der Inszenierung. Dazu fallen mir genau zwei Adjektive ein: stilvoll und
actiongeladen. Alleine die Kampfchoreografien sind hervorragend und das Beste
daran, es wird voll mit der Kamera drauf gehalten. Keine hektischen Schnitte,
keine wackeligen Aufnahmen, um alles schneller erscheinen zu lassen. Einfach
pure, einwandfrei choreografierte Action, die perfekt von der Kamera
eingefangen wird. Dazu kommt ein treibender und perfekt passender Soundtrack. Auch
die visuelle Umsetzung weiß mit einen ganz eigenen, äußerst stilvollen Look zu
überzeugen.
Gibt es auch Grund zu meckern?
Nicht wirklich. Zwar dachte ich in den ersten 20 Minuten, dass sich der Film ein
wenig langatmig erzählt, aber das darauf folgende Action-Feuerwerk ist mehr als
eine ausreichende Entschädigung. Der Film trieft zwar auch nur so über von
Coolness, verschenkt in meinen Augen auch wenig Potential. Was mich etwas
gestört hat ist, dass John Wick in den meisten Fällen zu Schusswaffen greift.
Das ist Meckern auf extrem hohem Niveau, denn die Action mit den Schusswaffen
ist super, aber so ein paar Martial Arts Ansätze mit zu Waffen umgewandelten
Alltagsgegenständen haben in meinen Augen ein wenig gefehlt.
Diese kleinen Kritikpunkte
schmälern aber kaum das Gesamtbild. Vor allem auf der technischen und
darstellerischen Seite kann John Wick voll überzeugen. Ja, die Story ist nichts
besonders und kommt zunächst langsam in Fahrt und an manchen Stellen gab es
noch ungenutztes Potential. Aber dennoch ist John Wick in meinen Augen
definitiv einer besten Actio Filme der letzten Jahre und auf jeden Fall eine
Empfehlung!
Pro:
+ klischeehafte Story auf eine
frische Art und Weise erzählt
+ stilvoll und actiongeladen
+ wunderschön choreografierte
Action super von Kamera eingefangen
+ sehr starke Performance von
Keanu Reeves
+ fantastischer Soundtrack
Kontra:
- typische Rachegeschichte
- etwas zäher Einstieg
- Warum nicht mehr Martial Arts
und kreative Ideen für Kills?
Wertung: 8,5/10
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