Ich habe mich vor einigen Wochen
dazu verleiten lassen, mir aufgrund des geringen Preises mal Knack genauer
anzuschauen. Immerhin war Knack einer der Launch-Titel der PS4 und sollte damit
zeigen, zu was die neue Konsole von Sony fähig ist. Kann also gar nicht so übel
sein, dachte ich mir und griff zu. Außerdem wollte ich mal wieder eine Runde im
Koop mit meiner Freundin spielen und das sollte doch bei Knack möglich sein. Wie
habe ich mich getäuscht! Warum Sony sich dieses Knack als Launch Titel lieber
hätte sparen sollen und warum es selbst heute noch kein gutes Spiel ist,
erfahrt ihr jetzt. Viel Spaß!
Die Technologie der Menschen in
Knack beruht auf alten Artefakten. Diese nutzen sie vor allem als eine Art
Treibstoff für ihre Maschinen. Natürlich werden Kriege um seltene Rohstoffe
geführt und so vertrieben die Menschen vor langer Zeit die Kobolde aus ihrem
Gebiet, da sie auf den wertvollen Artefakten saßen. Viele Jahre später greifen
die Kobolde ungewohnt gut ausgerüstet wieder an. Sie wollen sich an den
Menschen rächen, ihr Land und die Artefakte zurückgewinnen. Der Forscher Dr.
Vargas hat aus den alten Relikten Knack erschaffen. Dieser kann weitere Relikte
aufnehmen und so wachsen, stärker werden und neue Fähigkeiten erlangen. Knack
soll nun also die Kobolde aufhalten. Aber auch reicher Waffenhersteller (mir
ist gerade der Name entfallen) will bei diesem Krieg mitmischen und hat ganz
eigene Pläne.
Ihr merkt vielleicht schon, ich
versuche hier mit allen Mitteln eine Story aus dem Hut zu zaubern. Goblins
böse. Goblins greifen Menschen an. Knack neu. Knack stark. Knack macht Goblins
und böse Menschen kaputt. Fertig. Oh und es gibt irgendeine geheimnisvolle,
alte Gefahr, die von den Relikten ausgeht, aber das wird nie wirklich beleuchtet.
Der simple „Gut gegen Böse“-Ansatz muss ja nicht unbedingt schlecht sein, aber
er wird so schlecht inszeniert, dass ich mich mehr als einmal gefragt habe, wer
denn diese Story durchgewinkt hat. Nicht nur ist sie voller Erzähl- und
Logiklöchern, sondern vor allem die Charaktere sind null ausgearbeitet. Es gibt
gar keine Überraschungen, keine Spannung, keine Charaktere, die irgendwie sympathisch
oder auf eine Art einzigartig sind. Dabei wäre da doch einiges drin gewesen.
Warum lässt sich Knack als mächtiges Artefakt-Wesen einfach rumkommandieren?
Was ist mit dieser alten Zivilisation? Alles wird einfach so hingeschmissen,
ohne es je wirklich zu thematisieren.
Leider zieht sich diese
0815-Umsetzung auch beim Gameplay fort. Es gibt ein Ein-Knopf Kampfsystem mit
ein paar Spezialattacken, dass noch 30 Minuten langweilig wird. Auch die
Sprungpassagen helfen da wenig, da sich Knack dabei nie wirklich präzise
steuern lässt und die auch einfach viel zu simpel sind. Vor allem aber das
Kampfsystem hat mich echt aufgeregt. Knack hält kaum etwas aus. SO heißt es
ausweichen, den richtigen Moment abwarten, dreimal auf die Viereck-Taste
drücken und der Gegner ist tot. Aber wehe da sind mehr als einer, denn jeder
gegnerische Treffer beende Knacks Angriffe. Das heißt, ihr bekommt zwar schön
Schaden, könnt im Gegenzug aber keinen austeilen. Was soll das?! Dadurch
mutiert das Kampfsystem zu wilden Umhergehüpfe in der Hoffnung irgendwann angreifen
zu können. Von der mangelnden Gegner-Vielfalt möchte ich gar nicht sprechen. So
ziehen sich die Level viel zu lange und extrem repetitiv in die Länge. Die
schlecht platzierten Checkpoints tun dann ihr Übriges. Es nervt einfach! Vor
allem weil die meisten Tode und allgemein der ziemlich hohe Schwierigkeitsgrad
einfach nur billig sind.
Da hilft auch das am meisten
angepriesene Feature des Spiels nicht. Knack kann weitere Relikte aufsammeln.
Dadurch wächst er und gleichzeitig seine Gesundheitsanzeige. Er sollte auch
mehr Schaden anrichten. Sollte. Denn meisten wachsen durch das Leveldesign auch
die Gegner mit. Wirklich mächtig fühlt man sich dadurch nie. Auch die
Einbindung von Eis-, Holz-, Stealth- oder Metall-Relikten, die Knack verschiedene
Fähigkeiten verleihen sollten, funktioniert nicht. Das Spiel gibt euch immer strikt
vor welche Art Relikte zur Verfügung stehen. Taktischen Vorgehen ist daher
nicht möglich. Lauf einfach stupide den Gang runter. Sammle die Relikte, die
wir dir geben. Wachse, wie wir es vorgesehen habe und freue dich auf die immer
gleichen Kämpfe! Schnarch!
Die größte Frechheit ist aber der
Koop-Modus. Auf Knopfdruck kann ein zweiter Spieler einsteigen und Knack zur
Seite stehen. Die Betonung liegt auf zur Seite stehen, denn wirklich mitmischen
kann er nicht. Der zweite Spieler dient eher als erweiterter Lebensbalken. Wenn
Spieler 1 Schaden erleidet, wird das durch die Lebensenergie von Spieler 2
kompensiert. Wenn Spieler 2 stirbt ist alles gut, sobald Spieler 1 stirbt ist
Game Over angesagt. Der Charakter von Spieler 2 taucht in keiner einzigen
Zwischensequenz auf. Die Kamera ist fest fixiert auf Spieler 1. Wenn Spieler 2
aus dem Bild verschwindet, stirbt er. Merkt ihr was? Klingt nach verdammt viel
Spaß für den zweiten Spieler, oder? NOPE! Knack ist ganz klar ein
Single-Player-Spiel, in das eine Multiplayer-Komponente extrem unfähig gepresst
wurde. Warum? Ist vermutlich ein gutes Verkaufsargument. Wie gesagt, ich wollte
Knack gemeinsam mit meiner Freundin durchspielen. Nach 30 Minuten hatte sie
keine Lust mehr und ich habe mich alleine durchgequält.
Was soll ein Lauch-Titel noch
zeigen? Ach ja, zu was eine neue Konsole auf der technischen Seite fähig ist.
Selbst hier versagt Knack kläglich. Der Pixar-Animations-Look ist an sich gar
nicht übel. Nur wurde er nicht gut umgesetzt. Alles wirkt steril, Wachsfiguren
mäßig. Gesichter zeigen kaum Emotionen. Die Animationen sind beinahe peinlich.
Vor allem aber was das grundlegende Design angeht, zeigen sich extreme
Schwächen. Die Welt und die Charaktere wirken zu auswechselbar. Vor allem Knack
sollte sicherlich ein neues PS4 Maskottchen werden, aber Knack ist weder
niedlich, cool oder sogar sympathisch. Hat dieser Relikt-Haufen eigentlich
einen Charakter? Die drögen, detailarmen Kulissen helfen dem Gesamtbild auch
nicht. „Aber die vielen tollen Partikel-Effekte, wenn Knack die Relikte aufnimmt
und Wirbelstürme daraus erzeugt!“, mögen vielleicht einige sagen. Mich
persönlich hat an Knack rein gar nichts technisch überzeugen können. Selbst die
so hoch angepriesenen Partikel-Effekte sind eher mau. Den Soundtrack habe ich
schon wieder vergessen. Das spricht für sich.
Und damit endet dieser Verriss,
äh ich meine natürlich Test, zu Knack für die PS4. Knack scheint im Ansatz
vielleicht ganz cool zu sein und es gab sicherlich eine Vision von dem Spiel,
die richtig gut hätte funktionieren können. Aber diese Umsetzung ist unter
aller Sau. Ein billig erzeugter Schwierigkeitsgrad. Beinahe null Story und noch
weniger Charakterisierung. Ein technisches Niveau, das der PS4 in keiner Weise
gerecht wird. Wie konnte dieses Spiel ein Launch-Titel der PS4 werden? Das ist
peinlich! Spaß hatte ich so gut wie nie beim Spielen von Knack. Von daher,
lasst lieber die Finger davon!
Pro:
+ Aufsammeln von Relikten und
dadurch Stärker werden im Ansatz gut
+ Potential in der Story
(Relikte, alte Welt, Kobold-Kriege)
Kontra:
- langweilige Story voller
Erzähl- und Logiklöcher
- null Charakterisierung
- dröges Gameplay, das gute
Ansätze nicht umsetzen kann
- absolut freches "Koop"-Gameplay
- Schwierigkeitsgrad billig
erzeugt
- technisch unterwältigend
- auswechselbares, uninspiriertes
Design
Wertung: 2/10
Kommentare
Kommentar veröffentlichen