Vor einigen Tagen landete das
immer wieder hochgelobte Lifeline kostenlose im App Store. Grund genug für mich
also zuzuschlagen. Das Spannende? Das Spiel erzählt sich (fast) in Echtzeit und
nutzt das Medium, auf dem es läuft sehr gut aus. Aber ob simple Textadventures
heute noch überzeugen können und ob überhaupt eine spannende Geschichte erzählt
wird, erfahrt ihr jetzt.
Gleich nach dem ersten Start der
App bekommt ihr eine Nachricht von Taylor. Taylor ist ein Astronaut, dessen
Raumschiff auf einem ihn unbekannten Planeten abgestürzte ist. Er versucht seit
Stunden verzweifelt jemanden zu kontaktieren und konnte nun endlich
Kommunikation aufbauen. Der Rest der Geschichte liegt nun in euren Händen.
Immer wieder erhaltet ihr Nachrichten des verängstigten Raumfahrers, der euch
immer wieder im Rat fragt. Soll er zum Wrack des Raumschiffes aufbrechen oder
gleich das unnatürlich wirkende Bergmassiv in der Ferne erkunden? Soller dich
Nacht neben dem warmen Reaktor verbringen oder wegen der Strahlung lieber
frieren? Es liegt an euch! So lenkt ihr Taylor über den fremden Planeten, in
der Hoffnung ihn irgendwie zu retten. Und das ist gar nicht so einfach.
Lifeline ist also ein klassischen
textbasiertes Adventure. Taylor schreibt was er sieht, ihr müsst antworten.
Jede eurer Antworten gibt den weiteren Verlauf der Geschichte vor. Aber kann
das heute funktionieren? Ohja, denn die Texte sind richtig gut und spannend
geschrieben. So ist jeden jedenfalls bei mir ein regelrechtes Kopfkino entstanden
und um es mit den Worten eines bekannten TV-Wissenschaflters zu sagen „Die
stärkste Engine (oder Grafikkarte?) ist immer noch die in unserem Kopf!“. Man
muss sich darauf einlesen, über die nötige Fantasie verfügen und Spaß am Lesen
haben. Denn das ist so ziemlich alles was ihr tut. Lesen. Ein weiterer großer
Pluspunkt ist, dass dieser Taylor sehr menschlich und sympathisch geschrieben
ist, sodass ich tatsächlich alles getan habe, um ihn heil durch sein Abenteuer
zu bringen. Okay, zugegeben, er ist ein wenig zu weinerlich.
Der eigentliche Clou ist aber,
dass das Spiel beinahe in Echtzeit abläuft. So reagiert Taylor nicht sofort auf
eure Kommandos, sondern braucht tatsächlich ein paar Minuten oder mehrere
Stunden bis er eine Aufgabe abgeschlossen hat. Dabei setzt Lifeline auf das Benachrichtigungssystem
eures Smartphones (oder Tablets). Sobald Taylor fertig ist, meldet sich euer
Smartphone und ihr könnt weiterspielen. Das verstärkt die Illusion einer
tatsächlichen Kommunikation ungemein. Nur an Punkten, an denen ihr tatsächlich
Entscheidungen treffen müsst, pausiert das Spiel.
Nur eben diese Entscheidungen
sind leider noch nicht ganz ausgereizt. Es gibt immer nur genau zwei
Möglichkeiten. Warum gibt es nicht mehr Auswahl? Außerdem wäre eine Möglichkeit
direkt mit Sätzen oder Stichwörtern mit Taylor interagieren zu können noch besser
für die Immersion gewesen. Auch hätte ich mir gewünscht an bestimmten
Entscheidungen im Spiel wieder zu beginnen. Denn diesen Taylor heil durch sein
Abenteuer zu bringen, ist gar nicht so einfach und so habe ich das ein oder
andere Mal anscheinend die falsche Entscheidung getroffen und Taylor nicht
überlebt. Das blöde daran, ihr müsst alles von ganz vorne neu spielen. Also
eventuell wieder mehrere Tage warten, bis ihr wieder an Stelle angekommen seid.
an der ihr verloren habt. Das kann schon etwas nerven.
Lifeline ist ein
Gaming-Experiment, das in meinen Augen voll aufgeht und kleine Schwächen im
Detail aufweist. Die Story und der Protagonist sind so gut geschrieben, dass
man tatsächlich anfängt sich um ihn zu sorgen. Der interessante Kommunikation-Ansatz
geht auf mobilen Geräten voll auf. Nur die Entscheidungsfreiheit hätte größer
sein können und fehlende Checkpoints trüben das Gesamtbild ein wenig.
Nichtsdestotrotz empfehle ich jedem, sich Lifeline einmal genauer anzuschauen.
Pro:
+ interessantes Gameplay, das die
Technik perfekt ausnutzt
+ Geschichte und Taylor sehr gut
geschrieben
+ richtig gutes Kopfkino
+ viele Entscheidungen
Kontra:
- nur A oder B Entscheidungen
- keine Checkpoints
Wertung: 8/10
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