Resident Evil Revelations 2: Es geht doch!


Ich hätte nie gedacht, dass ich die nächsten Worte so nochmal aussprechen (aufschreiben) würde: „Resident Evil kann tatsächlich atmosphärisch sein und richtig Spaß machen“. Mit dem Schwenk in actionreichere Gefilde im vierten Teil der Serie begann der Abstieg der einstigen Survival Horror Perle zu einem hirnlosen Schießbuden-Fest. Leons Abenteuer war aber noch atmosphärisch, Teil 5 konnte optisch überzeugen und machte wenigstens Spaß, aber Teil 6 war dann eine absolute Katastrophe. Ausgerechnet der Nachfolger eines 3DS Ablegers der Spielereihe zeigt, dass in Resident Evil immer noch die alte Faszination steckt.

In vier Episoden kämpft ihr euch in der Hauptstory über eine abgelegene Insel. Claire Redfield und Moira Burton werden bei einer Firmenfeier von TerraSave von maskierten Männern angegriffen und auf dieses Einöd entführt. Dort erwachen Sie in einem heruntergekommenen Gefängniskomplex und die Stimme der „Aufseherin“  begrüßt sie. Bald schon machen sie Bekanntschaft mit den Ergebnissen der Experimente, die auf der Insel durchgeführt wurden. Der zweite Erzählstrang folgt Barry Burten und der kleinen Natalia, die Barry bei seiner Ankunft auf der Insel begegnet. Barry hat den Hilferuf seiner Tochter empfangen und versucht sie nun zu retten. So geht ihr zeitversetzt den Geheimnissen dieser Insel auf die Spur.

Ich bin kein großer Freund von Episoden-Spielen und habe daher zur Disc-Version gegriffen, die alle Episoden plus 2 Zusatzabenteuer beinhaltet. Grundlegend ist zur Story aber zu sagen, dass sie mich überrascht hat. Sie war spannend erzählt und konnte mich über die gesamte Dauer von ca. 7 bis 8 Stunden bei der Stange halten. Klar, sie hat diesen typischen B-Movie Charme und wirklich überraschen kann sie auch nicht, aber das passte in meinen Augen einfach. Vor allem die zwei Duos agieren sehr gut miteinander und Moira als Neueinführung in das Resident Evil Universum ist eine wirklich passende Ergänzung. Diese Episodenform und zeitversetzte Erzählung hält zudem den Spannungsbogen aufrecht. Es endet immer mit einem obligatorischen Cliffhanger mit folgendem Ausblick auf die nächste Episode.

Für 20 Euro ist der Umfang zudem recht üppig. Rechnet man dann noch den spaßigen Raid-Modus hinzu, in dem ihr euch wie in einem Rollenspiel durch einzelne Instanzen kämpft, neue Waffen und Fertigkeiten freischaltet, kommt ihr locker auf 20 Stunden Spielzeit oder sogar mehr. Kein schlechtes Angebot!
Vor allem beim Gameplay zeigt Capcom, dass sie Koop-Spiel einfach drauf haben. Aber auch alleine macht Revelations 2 durchaus richtig Spaß. So bestehen die Duos immer aus einem und einer Figur, die eher unterstützend zur Seite steht. So können nur Claire und Barry Schusswaffen verwenden, während Moira und Natalia versteckte Gegenstände finden oder Gegner ablenken. Moira kann mit ihrem Brecheisen gefallenen Gegnern den Rest geben. Natalia kann zum Beispiel unsichtbare Gegner erspähen. Keine der Figuren wirkt fehl am Platz oder sinnlos. Es wäre auch seltsam gewesen, ein kleines Mädchen mit fetter Wumme herumrennen zu lassen. So steuert entweder im Koop jeder einen der Protagonisten oder ihr wechselt per Knopfdruck zwischen ihnen hin und her.

Das Gunplay erinnert sehr stark an den letzten Serienableger. In Third-Person-Manier nehmt ihr eure Feinde ins Visier und drückt ab. Zum Glück dürft ihr mittlerweile beim Zielen auch laufen. Die Waffen geben ein wirklich gelungenes Feedback und fühlen sich nach und nach immer mächtiger an, ohne dabei je zu übermächtig zu werden. Ihr könnt eure Waffen mit in der Spielwelt verteilten Teilen upraden und sie so euren Wünschen nach anpassen. Außerdem erhaltet ihr am Ende der Episoden immer Erfahrungspunkte, die in einen Fertigkeitsbaum investieren könnt. Mehr Schaden bei Schüssen aus der Hocke, schnellere Heilung, alles ist dabei. Das motiviert auch zum wiederholten Durchspielen und zum vollständigen Ausreizen eurer Fertigkeiten.

Story? Passt soweit. Gameplay? Macht Spaß. Was fehlt  noch? Atmosphäre. Besonders in diesem Punkt konnte Resident Evil nicht an alte Stärken anknüpfen. Das wendet sich mit Revelations 2 wieder zum Besseren. Ihr streift durch genretypische Umgebungen wie verlassene Fabriken, verlassene Gefängnisse oder verlassene Dörfer. Alles sehr verlassen, dreckig und dunkel. Auch die Farbpalette ist nicht sehr umfangreich, aber es wirkt stimmig und kann an manchen Stellen sogar recht gruslig wirken. Es ist noch keine sonderlich große Horror-Offenbarung, aber es geht in die richtige Richtung. Vor allem das Ende von Kapitel 4 zeigt was Resident Evil in puncto Atmosphäre noch drauf hat. Davon hätte es ruhig mehr geben können. Aber insgesamt konnte mich das Dargebotene überzeugen.

Nur echten Horror sollte keiner erwarten. Es gibt einige gut und einiger weniger gut platzierte Jump Scares, aber wirklich gruslig ist Revelations 2 nicht. Da helfen auch die Klon-Zombie-Gegner nicht wirklich. Zwar ist das Gegnerdesign hier und da echt nicht schlecht, aber immer wieder den gleichen Gestalten über den Weg zu laufen nutzt sich ab.

Insgesamt merkt man der Technik an, dass das Spiel auch für die alte Konsolengeneration erschienen ist. Texturen wirken teilweise matschig und den Figuren fehlt es ein wenig an Details. Trotzdem ist Revelation bei weitem kein hässliches Spiel. Der unsaubere Look unterstützt zum Teil sogar das heruntergekommene Setting. Auf der klanglichen Seite habe ich kaum etwas zu meckern, Waffen-, Monster- oder Umgebungsgeräusche klingen wirklich gut und auch der Soundtrack hat mir gefallen. Spielt aber wenn möglich auf Englisch. Diese Sprachausgabe ist deutlich besser als die deutsche.

Und wie immer der Test als Video!


Resident Evil Revelations 2 ist ein wirklich gelungener Survival Shooter, der langsam seinen Weg zum Horror zurückfindet. Die Erzählung und die Charaktere wissen zu überzeugen. Die Atmosphäre passt in den meisten Momenten und vor allem das Gameplay macht richtig Spaß. Dazu bekommt man für 20 Euro allerhand geboten. Wer Resident Evil noch eine Chance geben will, sollte sich Revelations 2 auf jeden Fall anschauen.

Pro:
+ unterhaltsame Story mit glaubhaften Charakteren
+ spaßigen Koop-Gameplay
+ aufrüstbare Waffen und Fertigkeiten
+ viel Content für vergleichsweise wenig Geld
+ die Atmosphäre ist zurück

Kontra:
- technisch nicht auf der Höhe der Zeit
- Klongegner
- deutsche Sprachausgabe mit Schwächen
- kaum echter Grusel


Wertung: 7,5 /10

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