Der Name Neil Blomkamps wird
vielen nicht sehr viel sagen. Der Filmtitel District
9 dafür wahrscheinlich schon. Dieses Erstlingswerk des in Kanada lebenden
Regisseurs ist in meinen Augen einer der besten Vertreter des Sci-Fi Genres. Sein
zweiter Film Elysium konnte dann zwar mit Starpower auftrumpfen, aber filmisch
nicht mehr so ganz überzeugen. Mit Chappie kehrt er in seinen Geburtstag Johannesburg
zurück und erzählt abermals eine Sci-Fi Geschichte, die sich jedenfalls optisch
stark an seinen ersten Film anlehnt. Es geht um einen Roboter mit Bewusstsein,
durchtriebene Konzerne und um den falschen Umgang. Kann Chappie an die Stärken
von District 9 anschließen oder bleibt Blomkamps erster Film weiterhin sein
bester?
Aufgezogen von Gangstern
Um die steigende Kriminalität in
Johannesburg in den Griff zu bekommen, setzt die örtliche Polizei auf Roboter.
Das Rüstung-Unternehmen Tetravaal bauen die sogenannten Scouts, die
selbstständig auf Streife gehen und den Gangstern das Leben schwer machen. Mit
Erfolg. Doch der Entwickler der Scouts möchte noch einen Schritt weiter gehen.
Er denkt das Bewusstsein geknackt zu haben und möchte so eine echte KI
erschaffen. Doch sein Vorschlag wird abgewiesen. Als eine Einheit schwer
beschädigt wird, nimmt er das Heft selbst in die Hand und erschafft somit
Chappie. Chappie ist damit der erste Roboter, der frei von Regeln alles selbst
erlernt und somit ein ganz eigene Persönlichkeit und ein Bewusstsein
entwickelt. Blöd ist dabei nur, dass Chappie von einer Gruppe Gangstern
entführt wird und demnach bei diesen „aufwächst“. Sie sind seine Vorbilder und
nutzen die Naivität des Roboters schamlos aus. Diese Chance ergreift ein
Kollege von Deon. Dieser stand lange im Schatten des Scout-Erfinders und wird
nun alle möglichen Mittel nutzen um seine eigene Erfindung zu verkaufen.
Den Plot so niederzuschreiben,
war schwieriger und komplexer als es am Ende eigentlich erzählt wird. Das zeigt
auch schon das Grundproblem dieser Erzählung. Chappie hat einen hervorragenden
Ansatz. Was ist Bewusstsein? Wie weit darf man als Entwickler gehen? Wie wirkt
sich unser Umfeld auf unsere Entwicklung aus? Doch alle diese Fragen werden
einfach so in den Raum geworfen und nie richtig aufgegriffen. Dafür verliert
sich der Film viel zu schnell in Actionsequenzen und Schießereien. Schade!
Nervige Gangster
Was mich persönlich aber am
meisten gestört hat, ist die Tatsache, dass sich Chappie sehr lange mit den
wohl nervigsten Hauptcharakteren der letzten Jahre rumtreibt. Ninja, Yolandi
und Amerika (die Namen klingen ja schon scheiße!) sollen Arschlöcher sein und
außerhalb der normalen Zivilisation leben, aber je mehr Screentime sie bekamen,
umso mehr wünschte ich mir, dass denen etwas ganz schlimmes wiederfährt. Das
tut so einem Film nicht unbedingt sehr gut. Insgesamt wirkt die ganze
Inszenierung viel zu abgedreht. Vor allem der geerdete Look eines District 9
hat mich damals fasziniert. Es wirkte echt. Hier will und kann ich nicht
glauben, dass die Zustände in Johannesburg tatsächlich so extrem sein sollen.
Langer Film zu schnell erzählt
Und das hier so viel Blödsinn in
die Länge gezogen wird, macht es schwer die interessanten Aspekte zu
beleuchten. Wie lernt Chappie? So kann er am Anfang nicht einmal sprechen.
Versteckt sich wie ein verängstigtes Tier. Wenige Minuten später wirft er mit
Ninja-Sternen um sich und lernt wie ein echter Gangster zu laufen. Diese
dämliche Oberflächlichkeit sollte sicherlich so dargestellt werden. Trotzdem
hätte ich mir gewünscht das Thema anders anzugehen.
Tolle Bilder, gut aufgesetzte Schauspieler (und ein paar sehr nervige)
Das soll nicht heißen, dass
Chappie nicht seine Momente hat. Vor allem der namensgebende Roboter, gespielt
von Sharlto Copley sieht großartig aus. Die Animationen sind glaubwürdig
umgesetzt und man merkt zu keinem Zeitpunkt, dass hier mit Motion Capture
gearbeitet wurde. Es ist, als wäre da tatsächlich ein Roboter gewesen. Auch Dev
Patel (bekannt aus Slumdog Millionär) in der Rolle des nerdigen Entwicklers hat
mir sehr gut gefallen. Nur Hugh Jackmann als großer Gegenspieler und neidischer
Kollege wollte nicht so recht überzeugen. Er hat aber auch keine Zeit seine
Person angemessen zu porträtieren. Diese Zeit nimmt ihm wie gesagt das nervige
Gangster-Trio.
Auch die Action-Sequenzen können
sich wirklich sehen lassen und werden zum Ende überraschend hart inszeniert. Nur
wirkte das bombastische Ende von District 9 einfach besser, weil sich der ganze
Film daraufhin aufgebaut, sich ziemlich ruhig erzählt hat und dann auf einmal
alles rausholte. Hier gibt es mehrere gute Actionsequenzen, sodass keine
einzige wirklich im Gedächtnis bleibt. Vor allem das Ende will optisch ganz
klar an District 9 anknüpfen (wenn nicht sogar kopieren), aber die Wirkung ist
dahin.
Fazit
Chappie ist schwierig zu
bewerten. Die Ansätze sind da. Die Optik ist gut und einige Schauspieler und
Momente einfach großartig. Dafür gibt es aber zu viele nervige Passagen und
viele nicht behandelte Themen und ungenutztes Potential. Im Endeffekt blieben
mir leider die nervigen Aspekte mehr im Gedächtnis, weshalb ich nur eine
bedingte Empfehlung aussprechen kann. Im Amazon Prime Abo kann man sich den
Film gerade kostenlos ansehen. Da geht das schon. Aber die BluRay oder DVD muss
man nicht unbedingt kaufen.
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