Hardcore: missglücktes Experiment


Wenn Filme etwas Neues probieren, bin ich im ersten Moment immer sehr angetan. Es wird viel zu viel Einheitsbrei produziert und da tut es durchaus gut, wenn mal ein wenig frischer Wind aufkommt. Einige dieser filmischen Experimente gehen aber nicht wirklich auf. Eines dieser Negativbeispiele ist die russisch-amerikanische Co-Produktion (das alleine ist ja schon kurios genug) Hardcore. Die Idee? Einen Film komplett aus der Ego-Perspektive erzählen. Das Ergebnis? Nun das erfahrt ihr in dieser Filmkritik.

Henry erwacht in einem futuristischen Labor. Über ihm steht eine hübsche Frau mit dem Namen Estelle, die gerade dabei ist ihren kürzlich verstorbenen Ehemann wieder zusammen zu flicken. Ja richtig gehört. Henry war eigentlich schon tot und erwacht nun als Cyborg wieder zum Leben. Noch bevor sein Sprachmodul aber eingesetzt werden kann, wird die Forschungseinrichtung von Akan, einem weißhaarigen Gangsterboss mit telekinetischen Kräften angegriffen. Dabei wird Henrys Frau entführt. Also macht Henry es sich zur Aufgabe seine neu erlangten Kräfte gegen Akan und seine Privatarmee einzusetzen und seine geliebte Frau zu retten.

Dass die Story einfach ist, hat mich gar nicht so sehr gestört. Nur dass sie dabei komplett aus dem Ruder läuft schon. Dabei gibt es sogar gute Ansätze. Da gibt es zum Beispiel diesen Jimmy. Er ist Henrys einziger Ansprechpartner und Helfer. Doch was mit ihm im Film passiert und wie er immer wieder auftaucht, ist anfangs verdammt verwirrend und merkwürdig. Wird aber plausibel und für meinen Geschmack auch recht unterhaltsam aufgeklärt. Dieser Story-Part funktioniert. Alles andere aber leider nicht. Das liegt vor allem daran, dass die Motive des Gegenspielers Akan völlig undurchsichtig und im Endeffekt sinnlos bleiben. Auch der „große Plottwist“ gegen Ende des Films sorgt eher für Stirnrunzeln als für einen späten Aha-Moment.

Primär dient die Story aber eh nur dazu, Henry von einer Action-Sequenz in die nächste zu schleusen. Verfolgungsjagden zu Fuß, im Auto und in der Luft, sowie Feuer- und Nahkampfgefechte wechseln sich rasant ab und werden allesamt in der Ego-Perspektive dargestellt. Und hier wird ein Problem ganz schnell deutlich. Die Idee war sicherlich den Zuschauer unmittelbar in die Action zu versetzen. Das Problem dabei? Die Inszenierung ist dabei so hektisch und unübersichtlich, dass man die Action gar nicht richtig verfolgen kann. Es wackelt, es knallt und es spritzt jede Menge Blut, aber von den eigentlichen „Moves“ des Protagonisten bekommt man so gut wie gar nichts mit. Und genau das zeichnet doch einen Action-Film aus. Die geschmeidigen Bewegungen des Action-Helden, der in atemberaubenden Choreografien sein ganzes kämpferisches Talent zur Schau stellt. Aus der Ego-Perspektive lässt sich das aber leider nicht richtig einfangen. Da kann auch die überzogene Gewaltdarstellung nichts dran ändern-

Dazu kommt, dass die filmische Qualität leider extrem unter dem Einsatz der Action-Cams leidet. Die Go-Pro typische Optik inklusive Verzerrung dank Weitwinkel stört das Bild extrem. Das Bild sieht einfach nie richtig aus, was das Zuschauen teilweise echt anstrengend macht. Vor allem die Bildränder, Türrahmen und so weiter sehen IMMER rund aus. Henrys Arme sehen immer unförmig und falsch aus. Während solche Cams bei Extremsport-Arten durchaus Sinn ergeben, empfinde ich deren Einsatz für Kinofilme als Fehlentscheidung.

Hier könnt ihr euch die Filmkritik wie immer als Video ansehen:


Hardcore versucht Ego-Shooter und Film miteinander zu verschmelzen, vergisst dabei aber, dass anders als beim Spiel, der Zuschauer nur passiv daran teilnehmen kann und daher andere Aspekte in den Vordergrund rücken sollten. Die Erzählung ist absoluter Blödsinn, die Action wird durch die Ego-Perspektive eher gestört und die Bildqualität durch die verwendeten Kameras eher gehindert als aufgewertet. Zwar blitzt hier und da ein wenig Potential auf und auch der Soundtrack kann überzeugen, aber im Endeffekt bleibt Hardcore ein fehlgeschlagenes Experiment.


Wertung: 3 / 10

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