Resident Evil 7 - Biohazard: Atmosphäre pur!


Zombies, Horror und sehr viel Atmosphäre gehören zu Resident Evil, wie das Tor zum Fußball. Leider hat man sich in den letzten Teilen von den letzten beiden Punkten sehr weit entfernt. Der siebte Teil soll nun alles wieder anders und besser machen. Man will weg von den Action-Verwurstungen der letzten Ableger und zurück zum guten, alten Horror. Ein Mittel ist dabei der Wechsel in die First Person Perspektive. Ob das gelingt, erfahrt ihr in diesem Testbericht!


Eine schrecklich, nette Familie

Darf ich vorstellen, die Bakers. Da hätten wir Familienoberhaupt Jack, der sich liebevoll um die ganze Familie kümmert und sie beschützt. Mutter Maguerite sorgt mit viel Hingabe für das leibliche Wohl des Mannes und ihrer Kinder. Lucas ist ein aufgeweckter junger Mann, der Spaß am Tüfteln und Rätseln hat. Nur die Tochter Zoe ist ein wenig aufmüpfig. Und da ist natürlich noch die Oma, die friedlich in ihrem Rollstuhl… Ach wen mache ich hier etwas vor! Die Familie Baker ist ein Haufen sadistischer Psychopathen, die euch die eine oder andere Schweißperle auf die Stirn treiben werden!

Ihr schlüpft in die Haut von Ethan. Dieser erhält eine Nachricht seiner totgeglaubten Frau Mia. Sie wurde von Bakers entführt und wir nun auf deren Farm festgehalten. Also muss Ethan in das Sumpfgebiet und sein Mia retten. Doch der Rettungsversuch verläuft nicht wie geplant und schnell sieht sich Ethan als weiterer Gefangener der Familie Baker. Aus der Rettungsaktion wird schnell ein Kampf ums nackte Überleben. Ethan muss einen Weg raus aus dem Baker Anwesen finden. Und so ganz nebenbei wird das eine oder andere Geheimnis gleich mit gelüftet.

Aber viel mehr wird hier nicht verraten, denn die Story von Resident Evil 7 lebt tatsächlich durch ihre Überraschungen und die packende Erzählung. Mich hat die Story sehr gut unterhalten. Besonders gut gefallen hat mir der Mut zur Lücke. Nicht jedes Detail wird groß erklärt. Dadurch kommt es zwar zu der ein oder anderen offenen Frage, aber ich persönlich mag es, wenn man ich Nachhinein spekulieren und vor allem auch diskutieren kann.

Wie viel Resident Evil steckt denn nun aber noch im neuesten Ableger? Genug! Aufmerksamen Spielern sollten allerhand Hinweise auf die anderen Serienvertreter finden und vor allem die letzten Stunden sollten keine Zweifel mehr übrig lassen, dass man sich im Resident Evil Universum befindet.

Mehr wird zur Story jetzt aber nicht mehr verraten!


Freude an der Angst

Meine wichtigste Frage war folgende: Ist Resident Evil 7 endlich wieder richtig gruslig? Und das kann ich nur mit einem ganz klaren JA beantworten. Zwar nimmt die Angst im Verlauf der in meinem Fall knapp 8 Stunden lange Kampagne merkbar ab, aber vor allem der Einstieg ist an Beklemmung und echter Angst kaum zu überbieten. Die Atmosphäre ist der Wahnsinn! Auch der neuen Ego-Perspektive ist das zu verdanken. Jede dunkle Ecke, jede Abzweigung wird so zum potentiellen Herzinfarkt. Man wird unmittelbar ins Geschehen geworfen, kann Gefahren nicht schon auf große Distanzen erkennen und fürchtet sich so umso mehr vor dem was hinter der nächsten Ecke lauern könnte.

Zudem geht Resident Evil 7 sehr sparsam mit Jump-Scares um, Es gibt sie. Sie wurden aber dezent und wirkungsvoll platziert.

Auch Freunde von Gore, Splatter, Blut und Innereinen werden nicht zu kurz kommen. Es gibt allerhand Szenen, die den Ekelfaktor sehr in die Höhe treiben und der rote Lebenssaft wird nicht zu sparsam vergossen. Das muss nicht jedem gefallen, unterstützt hier aber die beinahe erdrückende Atmosphäre.

Klassisches Gameplay

In puncto Gameplay ist Resident Evil 7 recht klassisch. Ihr streift durch die Baker Farm, löst dabei Objektbasierte Rätsel, weicht Feinden aus oder bekämpft diese.

Ja, auch Kämpfe findet ihr in Resident Evil 7. Zwar sollte nicht jeder Gegner bekämpft werden, aber ihr könnt euch mit überraschend viel Feuerkraft zur Wehr setzen. Das Gunplay ist dabei verdammt gut gelungen. Ihr solltet keinen Ego-Shooter erwarten, aber der Umgang mit den Waffen und das Zielen fühlen sich organisch und einfach richtig an. Insgesamt gibt euch die Ego-Perspektive ein extrem gutes Körpergefühl.

Die Resident Evil typischen Rätsel sind leider nicht so zahlreich, wie ich es erhofft hatte und bestehen in den meisten Fällen lediglich darin den richtigen Schlüssel zu finden. Es gibt zwar die ein oder andere Ausnahme, aber echte Kopfnüsse sollte keiner erwarten. Zudem wirken viele der Rätsel weiterhin leicht deplatziert. Sogar Ethan fragt sich „Wer baut so etwas?“. Aber irgendwie gehört das zu Resident Evil ja auch einfach mit dazu, oder?

Licht und Schatten

Das Familienanwesen der Bakers und die umliegenden Gebiete sehen auf der PS4 sehr gut aus. Bei Tageslicht wirkte der Wald zwar recht verwaschen und auch später fällt beim genaueren Hinsehen auf, dass nicht alle Texturen sehr hoch aufgelöst sind, aber der Hohe Detailgrad und die jederzeit flüssige Performance machen die kleinen Makel wieder wett. Zudem ist mir im gesamten Spiel kein einziger Fehler aufgefallen. Das ist wirklich lobenswert!

Wirklich begeistert hat mich aber die Beleuchtung im Zusammenhang mit der Verwendung von HDR. Resident Evil 7 ist größtenteils sehr dunkel und so sehnt ihr euch nach jeder Lichtquelle oder verlasst euch auf den kleinen Lichtkegel eurer Taschenlampe. Durch das HDR wird das Spiel mit Licht und Schatten umso intensiver. Die Beleuchtung ist der Knaller!

Wichtiger für guten Horror und eine gelungene Atmosphäre ist aber der Sound. Spielt unbedingt mit Kopfhörern und einer guten Anlage und lasst euch durch die gelungene Klangkulisse noch tiefer in die Spielwelt ziehen. Es knarzt überall um euch herum. Leise Schritte deuten darauf hin, dass ihr nicht alleine seid und ja auch die Jump-Scares werden durch den rundum gelungenen Sound intensiver! Ein Lob möchte ich auch dem Titelsong aussprechen. Der gefällt mir richtig gut! Auch die deutsche Synchronisation ist sehr gelungen. Klanglich gibt es nichts auszusetzen.


Kleine Mängel

Jetzt habe ich so viel gelobt, dass auch ein wenig Kritik natürlich nicht fehlen darf.
Der unglaublich gute Einstieg ist tatsächlich schon das atmosphärische Highlight des Spiels. Der Rest ist zwar weiterhin sehr atmosphärisch, aber die Klasse der ersten 1 bis 2 Stunden erreicht man leider nicht mehr.

Zudem ist der letzte Akt sehr actiongeladen. Vor allem in der letzten Spielstunde bleibt vom Horror nicht sehr viel übrig. Hier fällt dann auch die geringe Gegnervielfalt negativ auf. Eigentlich gibt es im ganzen Spiel nur drei Gegnertypen (keine Ahnung wie andere Seiten auf zwei kommen?) und das wird im Showdown dann doch sehr deutlich.

Auch die Bosskämpfe konnten mich nicht überzeugen. Die sind zwar schön knackig und einfallsreich inszeniert, werden aber zunehmend einfacher. Außerdem fehlte mir das Trefferfeedback. Die Bosse reagieren mit einer Ausnahme nur sehr spärlich auf Treffer, sodass es schwer fällt überhaupt zu bemerken, ob man jetzt Schaden verursacht oder nicht.

Vor dem Fazit könnt ihr euch wie immer das Video anschauen!

Fazit

Resident Evil 7 ist das erste Highlight des jungen Gaming Jahres 2017 und ein großartiger Vertreter des Genres. Capcom ist mit der Serie wieder da wo sie hingehören. Zwar gibt es noch kleine Mängel, ABER: Die Atmosphäre ist der Hammer. Die Spiellänge meiner Meinung nach genau richtig gewählt. Die Story unterhält und lädt zum Spekulieren ein. Und ganz wichtig, der Horror ist wieder da! Resident Evil 7 ist nicht nur etwas für Fans der Serie, sondern für Grusel-Freunde insgesamt. Lasst euch diese Perle nicht entgehen.

Pro:

Kontra:

+ unglaublich dichte und bedrückende Atmosphäre
- … deren Qualität leider nach den ersten Stunden leicht abnimmt
+ unterhaltsame Story, die zum Diskutieren einlädt
- … leichte Logik-Lücken
+ Ego-Perspektive sorgt für extreme Immersion

+ detailreich gestaltete Spielwelt

+ Beleuchtung und HDR sind hervorragend


- teils schwammige Texturen
+ keine Bugs, Abstürze oder Framerate-Probleme

+ toller Surround-Sound

+ großartiger Titelsong

+ gute deutsche Synchronisation


- zu actionlastiges Ende

- wenige Gegnertypen

- fehlendes Feedback in Boss-Kämpfen


 Wertung: 9 / 10

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