Ich bin nicht unbedingt der
größte Anime-Fan und Kenner, aber ich mag Science Fiction und gut ausgearbeitete
Zukunftsszenarien. Da ist es nicht wirklich verwunderlich, dass mich die
Realverfilmung des Mangas Ghost In The Shell schon mit dem ersten Trailer angesprochen
hat. Leider habe ich es nicht ins Kino geschafft, aber mit dem BluRay-Release
konnte ich mir nun nachträglich ein Bild des SciFi-Blockbusters machen. Ob mir
der Film gefallen hat, erfahrt ihr in dieser Filmkritik. Viel Spaß!
Mensch 2.0
In der nicht mehr allzu fernen
Zukunft ist es ganz normal, dass sich die Menschen mit allerhand technischen Implantaten
verbessern. Doch unsere Protagonistin Major Mira Killian ist anders. Ihr Körper
ist komplett synthetisch. Nur ihr Gehirn wurde in den künstlichen Körper
verpflanzt. Das verleiht ihr übermenschliche Fähigkeiten, weshalb sie auch einer
Sondereinheit zur Bekämpfung von Terroristen zugewiesen wird. Diese Sektion 9
wird zu einem cyberterroristischen Anschlag gerufen, welcher eine Reihe von
Events in Gang setzt, die den Major vor ganz persönliche Hindernisse stellt.
So viel vorneweg, ich wurde von
Ghost In The Shell hervorragend unterhalten, allerdings empfand ich die
Laufzeit von 106 Minuten als viel zu kurz. Dass ich den Film zu kurz fand,
zeigt zwar auf der einen Seite, dass er äußerst kurzweilig erzählt wurde. Auf der
anderen Seite wird aber ein Kritikpunkt dadurch ebenfalls sehr deutlich. Die
Story ist viel zu oberflächlich erzählt. Ich kenne das Original nicht, kann
aber sagen, dass die grundlegende Idee zu selten aufgegriffen wird. Was bürgen
die Cyberanpassung für Gefahren? Was zeichnet einen Menschen eigentlich noch
aus, wenn er zu 99 Prozent eine Maschine ist? Wie kam es zu dieser Entwicklung?
In wenigen Momenten der Erzählung
blitzt diese Tiefe auf. Wenn Majors Partner zum Beispiel schwer verletzt wird, bestimmte
Körperteile ersetzt werden müssen und er dann Angst davor hat, wie seine
geliebten Hunde reagieren, dann zeugt das von einer erzählerischen Tiefe, die
leider viel zu selten erreicht wird. Auch Major selbst hat mit Flashbacks und
ihrer eigenen Identität und Vergangenheit zu kämpfen. Man lässt ihr nur nicht
genug Zeit. Und das ist schade!
Optischer Overkill
Der Film konzentriert sich viel
mehr auf die Inszenierung. Und das gelingt ihnen mit Bravour. Ghost In The
Shell protzt nur so mit bombastischen Effekten und großartigen Bildern. Die
Stadt mit all ihren neonfarbenen Werbe-Hologrammen, augmentierten Bewohnern und
belebten Straßen sieht einfach zum dahinschmelzen aus! Natürlich kommt hier ein
Übermaß von Computereffekten zum Einsatz, aber die schiere Masse an bunten
Effekten erzeugt ein stimmiges Gesamtbild.
Das Lob muss ich so auch an die
Action-Sequenzen und den damit verbundenen Sound weitergeben. Die Kämpfe sind
durch die Bank spannend choreografiert und hervorragend von der Kamera eingefangen.
Dazu kracht und knallt es nur so aus der Anlage, dass man Zusehen einen riesen
Spaß hat.
Beim Soundtrack muss ich
allerdings gestehen, dass ich ihn gar nicht mehr im Kopf habe. Er ist also
weder negativ, noch positiv aufgefallen.
Keine japanischen Schauspieler?
Reden wir noch ein wenig über die
Schauspieler. Es gab ja so einen kleinen Shitstorm, weil DreamWorks vor allem
westliche Schauspieler besetzt haben, wobei der Film in Japan spielt. Warum wurden
also keine asiatischen Schauspieler gecastet? Persönlich kann ich die Kritik
zwar verstehen, aber nicht teilen. Wir leben ja zum Glück schon heute in einer
Welt, in der wir zu großen Teilen selbst entscheiden können wo wir leben
wollen. Dass sich bestimmte Rassengrenzen in der weiteren Zukunft noch weiter
auflösen, scheint mir also gar nicht so falsch und alleine deswegen habe ich
mich an den vorwiegend westlichen Gesichtern gestört.
Viel wichtiger als die Herkunft
ist am Ende doch auch die Leistung des Schauspielers und da muss ich sagen,
dass man mit Scarlett Johansson genau richtig gelegen hat. Nicht nur ist die
Frau immer wieder ein echter Blickfang, sondern auch auf der schauspielerischen
Seite zeigt sie, dass sie nicht ohne Grund zu den ganz großen gehört. Vor allem
in den rar gestreuten, ruhigen Momenten kann sie ihre Klasse ganz klar zeigen.
Aber auch in den Action-Sequenzen zeigt sie ganz deutlich, dass sie über ein hervorragendes
Köpergefühl verfügt.
So verwundert es sich auch kaum,
dass der Fokus des Films völlig auf ihrer Figur liegt. Weitere schauspielere
Leistungen fallen da neben ihr kaum auf. Einziger negativer Ausrutscher ist da für
mich der Antagonist des Films. Peter Ferdinando schafft es einfach nicht hier
genügend Tiefe aufzubauen und so bleibt der große Gegner leider viel zu blass
und langweilig.
An dieser Stelle gibt es wie immer das Video:
An dieser Stelle gibt es wie immer das Video:
Fazit
Ghost In The Shell ist ein
Paradebeispiel für einen Film, den mehr Spiellänge deutlich gut getan hätte.
Oft wird bemängelt, dass Filme zu lang sind und dabei den Fokus verlieren. Hier
wollte ich am Ende einfach mehr sehen. Ghost In The Shell schafft es hervorragend
eine Welt optisch zu etablieren und deren Figuren einzuführen. Allerdings lässt
der Film dabei jegliche Tiefe vermissen. Ich bin der Meinung, dass mit
zusätzlichen 20 bis 30 Minuten hier etwas richtig Großartiges geschaffen werden
konnte. So ist Ghost In The Shell „nur“ ein überaus hübsches, buntes SciFi-Spektakel.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen