Als riesen Horror-Fan habe ich mich natürlich auch auf das erste The Evil Within gefreut. Leider konnte mich das Spiel damals nicht so recht überzeugen. Der Horror blieb aus, die Charaktere blieben blass, die Story war viel zu wirr erzählt und einige seltsame Designentscheidungen störten das Erlebnis. Nun wagen sich Tango Gameworks an einen Nachfolger, der so einiges anders macht als sein Vorgänger. Aber wird nun alles besser? Finden wir es heraus!
Sie lebt!
Sebastian Castellanos ist nach seinen
Erfahrungen im STEM ein seelisches Wrack. Hinzu kommen nun noch extreme
Schuldgefühle. Im ersten Teil haben wir ja nebenbei erfahren, dass seine
Tochter bei einem Brand ums Leben gekommen ist. Daran gibt sich der Polizist
nun die Schuld und er versucht im Suff vor seinen Gefühlen zu fliehen. Doch
plötzlich sitzt eine alte Bekannte vor ihm, die ihm erzählt, dass seine Tochter
Lily gar nicht so tot ist, wie er dachte. Um sie zu retten muss er abermals den
STEM betreten, sich wieder den Ausgeburten einiger Psychopathen, aber auch den
eigenen Dämonen stellen.
So viel vorneweg, auch The Evil
Within 2 gewinnt keine Preise für eine ausschweifende oder extrem
einfallsreiche Geschichte. Aber, und das ist der erste große Unterschied zum ersten
Teil, man kann ihr jederzeit folgen. Von Minute eins ist klar worum es geht und
auch im Verlauf der ca. 13 Stunden langen Geschichte wird der rote Faden nicht
aus den Augen gelassen. Und trotzdem muss man nicht auf den einen oder anderen
Mindfuck, sowie abrupte Szenenwechsel verzichten. Nur versteht man nun ganz
genau, was da eigentlich passiert. Und das tut der Story richtig gut.
Was der Story auch sehr gut tut,
ist der Fakt, dass es dieses Mal sehr persönlich wird. Sebastian muss sein
eigenes Leben ordnen und mit seiner Tochter Lily bekommt er eine extrem gute
Motivation sich dem Horror zu stellen. Damit werden seine Figur, sowie auch
seine Gegenspieler und Verbündete bedeutend besser ausgearbeitet als im ersten
Teil. Zu viel Tiefgang sollte zwar niemand erwarten, aber ich wurde äußerst
positiv überrascht. Vor allem bietet The Evil Within 2 ein Finale, dass dem
Namen tatsächlich gerecht wird.
Insgesamt bleibt festzuhalten,
dass mich die Story jederzeit sehr gut unterhalten hat. Zwar bleibt der Horror
auch dieses Mal ein wenig auf der Strecke, aber dafür bekommt man einen sehr
guten Psychothriller mit leichten Gruselelementen.
Mini Open World
Auch in puncto Gameplay geht man
nun etwas andere Wege. Die genretypischen, stark durch choreografierten, starren
Schläuche findet man zwar auch in The Evil Within 2. Diese werden aber immer
wieder durch offene Mini Open Worlds abgelöst. So kommt ihr zu Beginn des
Spiels in das virtuelle Städtchen Union und könnt dieses zu großen Teilen frei
erkunden. Darin findet ihr neben Waffen und Materialien auch Nebengeschichten.
Diese haben mir erstaunlich gut gefallen und der Fakt, dass sie verpasst werden
können, hat mich dazu motiviert die Spielwelt komplett zu durchsuchen.
Eine Sache noch zur Open World.
Im Verlauf der Geschichte werden die Spielabschnitte wieder deutlich
geradliniger als noch zu Beginn. Ich hätte mir gegen Ende doch noch ein paar
offenere Gebiete gewünscht.
Natürlich könnt ihr euch in Union
nicht einfach frei umher bewegen, sondern überall lauern Gegner, die euch
allesamt zum Fressen gern haben. Das Gegnerdesign ist recht generisch geraten.
So trefft ihr auf die typischen, zombieartigen Gegner in all ihren Variationen.
Es gibt das normale Fußvolk, den giftigen Zombie, den besonders starken Zombie
und riesige Fleischberge. Hier hätte ich mir etwas mehr Kreativität gewünscht.
Bei den Bosskämpfen wird zwar
mehr geboten, aber das hat im ersten Teil meiner Meinung nach noch besser
funktioniert. Das wird vor allem gegen Ende recht deutlich. Und einen der
Hauptgegner empfand ich als extrem nervig zu bekämpfen. Aber das mag
Geschmackssache sein.
Leise Treter vs. Zombie-Gemetzel
Wo wir gerade beim Kämpfen sind,
sprechen wir doch einmal über das überaus gelungene Gameplay. Ihr könnt wählen
ob ihr euch den Gegnern mit brachialer Waffengewalt entgegenstellen oder lieber
leise und vorsichtig vorgehen wollt. Beides macht extrem viel Spaß!
Ich habe beide Spielstile
vermischt, also erst einmal versucht so viele Gegner wie möglich ungesehen
auszuschalten und dann irgendwann den Rest mit der Schrotflinte erledigt. Das
Töten aus der Deckung ist extrem effektiv und hilfreich bei großen Gegnergruppen
und man könnte so tatsächlich das ganze Spiel bestreiten, verpasst dann aber
das richtig gute Gunplay. Jede Waffe fühlt sich richtig gut an, gibt
hervorragendes Feedback und das Zerplatzen der Gegner ist einfach irgendwie extrem
befriedigend. Zwar bewegt sich Castellanos genretypisch nicht sehr agil, aber
das hat mich gar nicht gestört. Mehr gestört hat mich, dass die Gegner recht
hirnlos agieren und nur in größeren Gruppen zu einer wahren Gefahr werden.
Mit der Hirnmasse der besiegten
Gegner könnt ihr Sebastian zudem wie im ersten Teil aufrüsten und in
verschiedene Richtungen weiterentwickeln. Schnelleres geducktes Laufen, weniger
Verwackeln beim Zielen, mehr Schaden beim Nahkampf, mehr Leben, das Übliche. Außerdem
findet ihr Waffenteile zum Verbessern eurer Waffen. Beide Systeme fügen sich
sehr gut in das Spiel ein und motivieren zum Durchsuchen der Spielwelt.
Mehr Farbe, ohne Kinobalken
Der Look von The Evil Within 2
unterscheidet sich stark vom ersten Teil. Weg sind die Kinobalken und die
extreme Filmkörnung, zum Glück! Aber auch farblich hat sich einiges getan.
Während Teil 1 sehr dreckig und überwiegend braun daherkam, haben die
Entwickler nun bedeutend mehr Farbe ins Spiel gebracht. Dadurch wirkt The Evil
Within 2 für mich lebendiger, poppiger und insgesamt schöner.
Während der Look also definitiv
überzeugen kann, spielt die Grafik an sich nicht ganz in der obersten Liga mit.
Charaktermodelle sehen zwar ganz ansprechend aus, sind aber bis auf wenige
Ausnahmen nicht besonders gut animiert. Texturen laden häufig nach und hin und
wieder fallen recht matschige Umgebungen auf. Allerdings hat mich das beim
Spielen nie gestört. The Evil Within 2 sieht zwar nur ordentlich aus, läuft
dabei aber beinahe jederzeit flüssig und extrem stabil. Bugs oder Abstürze habe
ich nicht erlebt. Sollte es einen dritten Teil geben, darf aber gerne noch
etwas an der Engine geschraubt werden.
Beim Sound habe ich auch nur sehr
wenig auszusetzen. Die Musik passt perfekt zum Geschehen und vor allem die
Umgebungsgeräusche holen so einiges heraus. Wenn Zombies um euch herumschleichen,
Geister leise nach Sebastian rufen oder einfach die nächste Schrotladung losgeht,
dann klingt das verdammt gut. Kritik gibt es hier nur bei der deutschen Synchronisation.
Die leistet sich leider einige monoton vorgetragene Zeilen und dürfte ruhig
etwas besser sein. Aber auch hier hat mich das absolut nicht gestört. Die
Sprachausgabe versprüht so sogar einen ganz angenehmen B-Movie Charme. Das
passt ja auch irgendwie wieder zum Spiel.
Hier gibt es den Test wie immer als Video:
Hier gibt es den Test wie immer als Video:
Fazit
Natürlich muss ich gestehen, dass
ich mit niedrigeren Erwartungen an The Evil Within 2 im Vergleich zum ersten
Teil herangegangen bin. Das ist auch ein Grund dafür, dass mich das Spiel am
Ende so positiv überrascht hat. Aber auch für sich alleine stehend muss ich
sagen, dass mir The Evil Within 2 richtig gut gefallen hat. Die Story hat mich
sehr gut unterhalten und jederzeit bei der Stange gehalten. Die Open World Passagen
fügen sich perfekt in das Gameplay ein, welches mit gut ausgearbeiteten System
und Spielmechaniken überzeugen kann. Echten Horror oder Grusel sollte zwar
keiner erwarten, aber Fans von abgefahrenen Psychothrillern und Third Person
Shootern sollten The Evil Within 2 auf jeden Fall eine Chance geben. Ich bin
jedenfalls echt begeistert und freue mich mittlerweile auf mehr!
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