Ich erwähne an dieser Stelle
nicht zum ersten Mal, das ich kein Freund der kalten Jahreshälfte oder von
Schnee bin. Temperaturen unter 15 Grad sind mir schon zu kalt und am liebsten
würde ich mich bis zum Frühling irgendwo einbuddeln. Aber auf der anderen Seite
muss ich zugeben, dass Schneelandschaften wunderschön aussehen können und ich
finde bestimmte Wintersportarten sehr spannend anzusehen. Was soll jetzt diese
Vorrede? Ich möchte euch heute meine Meinung zum Spiel Steep vorstellen.
Bekommt man hier ein Wintersport-Spektakel oder versinkt alles in zu tiefem
Schnee? Finden wir es heraus!
Ab in die Berge
Eine Story gibt es in Steep
nicht. Es geht lediglich darum eine Serie von Herausforderungen zu meistern,
die offene Spielwelt zu erkunden und sich mit anderen Spielern zu messen. So
stehen mehrere, vorgefertigte Charaktere zur Verfügung, die ihr jederzeit frei
wählen und weiter anpassen könnt. Mit diesen heizt ihr dann verschiedene Hänge
in den Alpen, Alaska oder in Asien herunter. Ein Kritikpunkt ist an dieser
Stelle bereits, dass ihr keinen eigenen Sportler erstellen dürft. Zwar lassen
sich die Charaktere durch allerhand freischaltbare Ausrüstung optisch anpassen.
Aber gerade zu diesem Spiel hätte ein Charakter-Editor perfekt gepasst. Hier
verschenkt man schon einiges an Potential.
Ist diese Kritik aber überwunden
so rufen die wunderschön gestalten Berg- und Winterlandschaften. Es gibt eine
kurze Einführung, die euch die Grundlagen erklärt und dann seid ihr auf euch
gestellt. Die Spielwelten sind frei erkundbar und so könnt ihr selbst
entscheiden auf welche Sportarten ihr euch stürzen wollt. So könnt ihr
natürlich Snowboarden, Skifahren, mit einem Gleitschirm gemächlich die Umgebung
bestaunen oder reichlich actiongeladen mit den Wingsuit ins Tal stürzen. Jede
Disziplin bietet dabei verschiedene Herausforderungen wie das Sammeln von
Punkten durch Tricks, Checkpoint-Rennen oder kleine Sonderaufgaben, sogenannte
Berg-Geschichten, die euch die Umgebung etwas näher bringen.
In jeder Herausforderung lassen
sich so Bronze-, Silber- oder Goldmedaillen gewinnen. Je besser ihr
abschneidet, umso mehr Geld und Erfahrungspunkte bekommt ihr. Mit Geld kauft
ihr neue Ausrüstungsgegenstände oder sogar neue Sportarten wie das Base Jumping
oder Schlittenfahren. Durch das Sammeln von Erfahrung steigt ihr im Level und
schaltet neue Herausforderungen frei. Aber auch das reine freie Erkunden der
Spielwelt lohnt sich, da auch dabei Erfahrung gesammelt und neue Abfahrten
entdeckt werden können.
Die Winter Games Edition von
Steep bietet zudem einen kleinen Exkurs zu den Olympischen Winterspielen. Dabei
bekommt ihr sogar eine Mini-Story mit Trainingseinheiten und Wettbewerben geboten.
Das zeigte mir vor allem, dass etwas Ähnliches im Hauptspiel gefehlt hat.
Trotzdem, auch wenn Steep das offizielle Spiel zu den diesjährigen
Winterspielen ist, an der Inszenierung hätten sie ruhig mehr schrauben können.
Auch dürften „echten Fans“ wichtige Sportarten fehlen.
Nur noch ein Versuch!
So viel also zu dem was ihr in
Steep eigentlich tut. Aber macht das denn auch Spaß?
Es macht sogar verdammt viel
Spaß! So einfach und vielleicht auch langweilig das Konzept mit den
verschiedenen Herausforderungen klingen mag, es motiviert ungemein. Am besten
kann man Steep hier mit den Trackmania-Spielen vergleichen. Man WILL einfach in
jeder Herausforderung die Goldmedaille erreichen! Und das kann mitunter
verdammt schwierig sein. Zu gut, dass man jederzeit per Tastendruck von Vorne
starten kann. Und so beginnt die Spirale. Dieses „Argh! Nur noch ein Versuch!
Dieses Mal klappt es ganz bestimmt“ funktioniert in Steep wunderbar. Ich habe
mich viele Male dabei ertappt, dass ich eigentlich nur ein, zwei Abfahrten
spielen wollte und schwupps war der Tag schon wieder rum.
Dass sich die Sportarten dabei so
verdammt gut spielen, hilft natürlich ungemein. Am liebsten fahre ich mit dem
Snowboard den Berg herunter und rase mit dem Wingsuit knapp an Felskanten
vorbei. Aber auch die Skiabfahrten machen wirklich Spaß und so gemächlich der
Gleitschirm auch sein mag, es wirkt irgendwie beruhigend mit ihm über die
wunderschönen Landschaften zu gleiten. Die Steuerung ist für alle Sportarten
perfekt umgesetzt. Man hat ein tolles Gespür für Geschwindigkeit und immer das
Gefühl die volle Kontrolle zu haben. So muss es sein!
Ein Feature, das gar nicht hoch
genug gelobt werden kann, ist die Möglichkeit die Ski auch mal abzuschnallen
und die Berge zu Fuß zu erklimmen. So könnt ihr die riesigen Landschaften nach
Belieben erkunden.
Online-Zwang
Was mir beim ersten Start sofort
aufgefallen ist, ist der Online-Zwang. Es musste noch ein umfangreiches Update
heruntergeladen werden, ich wollte nicht Warten, durfte aber auch nicht
spielen, da man permanent Online sein muss. Einen Offline-Modus würde ich daher
sehr begrüßen.
Warum aber der Online-Zwang? Ihr
könnt in der offenen Welt auf andere Spieler treffen, gemeinsam
Herausforderungen antreten oder auch selbst welche erstellen. Ehrlich gesagt
sind mit die sozialen Aspekte nicht ausgereift genug. Zwar sieht man immer mal
wieder andere Spieler und es lustig zu sehen, wie sie sich auch an Hindernissen
die Zähne ausbeißen, aber das war es auch. Mir fehlen hier auf jeden Fall
Community Events oder große Wettbewerbe mit entsprechenden Belohnungen. So ist
das für mich nur ein Marketing-Gag.
Weiße Grafikpracht
Gar kein Witz ist aber die
technische Umsetzung von Steep. Es ist vielleicht schon ein paar Mal
durchgeblitzt, aber ich finde Steep einfach wunderschön! Nicht nur die riesigen
Landschaften sehen bezaubernd aus. Steep bietet den besten Schnee, den ich
jemals in einem Videospiel bestaunen durfte. Ihr hinterlasst glaubhafte Spuren,
erzeugt kleine Lawinen beim Anhalten oder Stürzen und insgesamt fühlt sich der
Schnee sehr realistisch an. Dass euer Charakter dabei butterweich und glaubhaft
animiert ist, trägt natürlich zum positiven Gesamteindruck bei. Vor allem die
Ragdoll-Effekte bei Stürzen werden nie alt…
Auch könnte man meinen, dass
verschneite Berglandschaften nicht genug Abwechslung bieten, aber Steep
beweist, auch dank der drei Gebiete, das Gegenteil. Die Alpen, Alaska und die
asiatischen Gebirge unterscheiden sich optisch doch recht stark und ich
jedenfalls hatte echt meinen Spaß die verschiedenen Welten zu erforschen.
Ein wenig Kritik muss ich beim
Sound äußern. Während die Umgebungsgeräusche wirklich toll sind, verstehen es
die Entwickler einfach nicht richtig mit Musik kleine Akzente zu setzen. Ganz
selten ist mir Musik im Spiel aufgefallen und wenn dann spielt sie auch nur im
Hintergrund. Vor allem in Bezug auf die Action oder die malerischen
Landschaften hätte man so noch bessere Momente kreieren können. Ähnliches gilt
für die Sprachausgabe, die eher peinlich als wirklich gelungen ist.
Hier findet natürlich auch wieder ein Video:
Hier findet natürlich auch wieder ein Video:
Fazit
Steep ist ein Spiel, das wieder
einmal eine ganz spezielle Zielgruppe anspricht. Zunächst sollte man sich für
Wintersportarten interessieren. Dann sollte man den Willen haben relativ plan-
und ziellos durch eine große, wunderschöne, aber auch teilweise leere Welt zu
streifen und Herausforderungen immer wieder zu spielen, bis man sie
perfektioniert hat. Alleine die Optik und der Spielspaß konnten mich aber
überzeugen. Mit etwas mehr Feinschliff, einer Art Story der man folgen könnte, echten Online-Features oder einem
Charakter-Editor hätte Ubisoft hier einen echten Knaller erzeugen können. So erhält
man einen spaßigen Zeitvertreib, der die meisten nach kurzer Zeit wieder
verlieren dürfte. Solltet ihr euch nach diesem Test jedoch angesprochen fühlen,
dann tut euch den Gefallen und schaut euch Steep auf jeden Fall mal an. Greift
dann aber gleich zur Winter Games Edition. Nicht nur erhaltet ihr hier das
echte Gesamtpaket, sondern auch ein paar zusätzliche Sportarten. Und damit endet
also meine Review zu Steep. Ich gehe dann mal wieder ein paar Goldmedaillen
jagen….
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