Prey: Ein schwieriges Urteil!


Prey ist mal wieder eines dieser Spiele, bei dem es mir selbst Wochen nachdem ich es durchgespielt und zum Teil ein zweites Mal ausprobiert habe, extrem schwer fällt ein endgültiges Urteil zu fällen. Dabei ist mir völlig egal, dass das Reboot mit dem ursprünglichen Spiel nur noch wenig zu tun hat. Irgendwie hat es einfach nie richtig Klick gemacht. Aber lest weiter!

Irgendwas mit schiefgelaufenen Experimenten

Ihr schlüpft in die Haut von Morgan Yu, einem oder einer Wissenschaftler/in, der auf einer in mondnähe liegenden Raumstation experimentiert. Oder seid ihr eher das Versuchsobjekt? Viel mehr seid ihr eher beides. Denn die Familie Yu spielte auf der Raumstation Talos I mit neuartigen Energien, um die Menschheit weiterzuentwickeln. Blöderweise hat das auch eine Alienrasse, die Typhon angelockt, die nun die Talos I überrennen. Nun ist es eure Aufgabe von der Talos I zu entkommen und die Ausbreitung Typhon zu verhindern.

So viel habe ich jedenfalls von der Story verstanden. Denn auch wenn das Szenario und viele Ideen durchaus interessant sind, wird die übergreifende Story nur sehr dürftig erzählt. Ich bin in den wenigsten Fällen ein Freund davon, wenn wichtige Details der Handlung in endlos langen Texten und Audiofiles versteckt werden. Geht man es richtig an, kann das aufdröseln der Geschichte echt spannend und spaßig sein. Hier führte es eher dazu, dass mich die Geschichte sehr schnell verloren hat.

So stromert man eben durch die Raumstation, sucht einen Ausweg und repariert nebenbei viele der zerstörten Systeme. Was genau die Typhon nun sind und warum das alles passiert ist, hat sich mir nie ganz erschlossen. Und dabei kann ich gar nicht genau herausstellen, warum mich die Audio- und Logfiles nicht interessiert haben.

Dass es besser geht, zeigen die Nebenmissionen und Einzelschicksale. Immer wenn es persönlicher wird, kann Prey interessante Szenarien erschaffen. Aber das große Drumherum ist einfach zu uninteressant.

Mach was du willst!

Bei den spielerischen Freiheiten kann ich Prey und den Entwicklern bei Arkane nur ein dickes Lob aussprechen. Die Talos I ist ein riesengroßer Spielplatz, den ihr nach Belieben erkunden dürft. Dabei gibt euch Arkane so unglaublich viele spaßige und spannende Tools an die Hand, dass das Experimentieren mit der Spielwelt und den darin versteckten Möglichkeiten eine wahre Freude ist.

Der Moment, in dem ich per Zufall herausfand, dass man Schalter aus der Ferne mit der bis dahin nutzlosen Spielzeug-Armbrust auslösen kann und so neue Wege frei werden, war ein echter Aha-Moment. Nicht ein einziges Element in Prey kann nicht auf die eine oder andere Weise als Lösung verwendet werden.

Allen voran ist das natürlich die Gloo-Kanone zu erwähnen, die Gegner kurzzeitig einfriert, aber auch perfekt zum Bauen von Treppen oder Brücken dient. Somit wird zum wohl nützlichsten Werkzeug eures Waffenarsenals.

Dazu kommt noch das umfangreiche Skill-System und fertig ist der Weltraumspielplatz. So gibt es Skills, die es euch erlauben schwerere Objekte zu heben, um so Wege frei zu räumen. Ihr könnt sogar Typhon-Fähigkeiten erlenen und so euch so zum Beispiel in Umgebungsobjekte wie ein Tasse verwandeln und so durch kleinste Spalte hindurchrollen.

Prey gibt euch immer nur ein wages Ziel, viele Möglichkeiten und überlässt den Rest euch. Das man den Spieler so erwachsen behandelt und offen agieren lässt, ist wirklich beeindruckend und die größte Stärke von Prey.

Erst zu schwer, dann zu einfach

Und damit kommen wir auch zur größten Schwäche von Prey, dem durchwachsenen Anspruch und dem fehlenden Balancing. Vor allem zu Beginn ist Prey ein echtes Brett. Gegner hauen euch binnen weniger Sekunden aus den Socken und da ihr wichtige Skills und Werkzeuge erst im Verlauf der Story erhaltet, gestaltet sich der Einstieg sehr zäh und anstrengend.

Mit der Zeit sammelt ihr aber all die schönen Werkzeuge, erlernt mächtige Skills und dann dreht sich alles komplett um. Irgendwo in der Mitte macht Prey am meisten Spaß. Gegen Ende ist man aber so extrem overpowered, dass die Kämpfe eigentlich nur noch nerven und das Spiel unnötig strecken.

Insgesamt sind die Typhon und die zunehmenden Auseinandersetzungen eine Enttäuschung. Wo die Mimics, die sich als alles Mögliche tarnen können, noch für Spannung sorgen, sind die restlichen Gegner  nicht nur lausig designt, sondern auch unkreativ zu bekämpfen. Da gibt es eben die üblichen Elektro, Feuer und Gift Reskins der gleichen Gegnertypen und hin und wieder werden sie etwas stärker, aber das war es schon.

Die Typhon konnten mich jedenfalls gar nicht überzeugen.

Sehr viel Bioshock, nichts eigenes

Neben den Typhon konnte mich insgesamt der Look von Prey nicht überzeugen. Alles erinnert sehr stark an Bioshock. Das an sich ist ja nichts schlechtes, aber als Ganzes betrachtet, ist Prey einfach nicht eigenständig genug. Ich hätte mir auf jeden Fall ein eigenständigeres Design gewünscht. So hat man alles schon irgendwo besser gesehen.

 Das gilt auch grundlegend für die Technik. Gesichter sehen extrem kantig und unecht aus. Texturen laden regelmäßig nach und vor allem die häufigen und recht langen Warezeiten nerven auf Dauer gewaltig.

Vom Soundtrack ist bei mir auch rein gar nichts hängengeblieben.

Zur Technik kann ich demnach nicht sehr viel Gutes sagen.

Fazit

Ihr merkt schon, dass mich Prey  gespalten zurückgelassen hat. Prey ist vor allem beim spielerischen Umfang eine Wucht. So bin ich in diesem Test gar nicht auf das Crafting oder das Gameplay in der Schwerelosigkeit  eingegangen. Ich finde es äußerst lobenswert, wie viele Freiheiten man als Spieler hat und wie erwachsen das Spiel uns diese präsentiert. Auf der anderen Seite sind die Technik veraltet, das Design zu uninspiriert, der Schwierigkeitsgrad unausgeglichen und die Story schlecht erzählt. Aus diesen Gründen kann ich Prey auch nur Spielern empfehlen, die sich gerne austoben und die Grenzen von Spielsystemen ausreizen wollen. Dafür eignet sich Prey wie kein anderes Spiel!

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