Ihr kennt doch sicherlich den
Begriff “Guilty Pleasure”. Im Grunde beschreibt er nur etwas, dass man sehr gut
findet, obwohl man ganz genau weiß, dass es gar nicht gut ist. Wenn es bei mir
ein Gaming Guilty Pleasure gibt, dann sind das die Sherlock Holmes Spiele. Ich
sehe in jeder einzelnen Spielminute die Limitierungen und dennoch habe ich beim
Spielen verdammt viel Spaß! Jedenfalls war das bisher der Fall. Beim letzten
Spiel der Reihe mit dem Untertitel The Devils Daughter wollte der Funke nicht
so recht überspringen. Aber lest weiter!
Ein Hauch von Story
Wie bei den vorherigen Spielen
gibt es nur einen sehr kleinen erzählerischen Rahmen, der die insgesamt fünf
Fälle miteinander verknüpft. So dreht sich alles um Holmes Adoptivtochter.
Wobei „Alles“ schon sehr großzügig ausgelegt ist. In Wirklichkeit spielt ihr
fünf völlig voneinander losgelöste Fälle und bekommt zwischendurch sehr kurze
Dialoge, die die grobe Rahmenhandlung vorantreiben. Das war aber auch schon bei
Crimes and Punishments der Fall und hat mich auch hier kaum gestört.
Viel wichtiger sind da die
einzelnen Fälle. Leider konnte mich davon nur einer so richtig überzeugen. Der
Mordfall mit archäologischem Hintergrund war echt spannend und verstrickt
gestaltet. Auch der Fall rund um eine fragwürdige Jagdgesellschaft hat mir
aufgrund der moralischen Entscheidung sehr gut gefallen. Leider sind die
restlichen Fälle nur sehr mittelmäßig. Mir war die Lösung dann doch zu offensichtlich
oder der Weg zum Ziel einfach zu geradlinig oder nicht spannend genug. Da war
der Vorgänger noch abwechslungsreicher und spannender erzählt. Schade!
Große und kleine Rätsel
Warum spielt man die Sherlock
Holmes Spiele? Wegen den Rätseln! Jedenfalls habe ich den meisten Spaß beim Finden
und Kombinieren von Hinweisen. So kehren Verhöre, Charakteranalysen, Umgebungsrätsel
und das fantastische Kombiniersystem wieder zurück. Vor allem das Verbinden und
Interpretieren von verschiedenen Hinweisen und die daraus resultierenden
Ergebnisse sind extrem spannend. In den besten Momenten fühlt man sich wie ein
echter Detektiv. Auch finde ich die Freiheiten beim Finden der Lösung weiterhin
sehr erfrischend. So ist es jederzeit möglich falsche Schlüsse zu ziehen und
Unschuldige zu bestrafen. Genauso muss es Sherlock Holmes Spiel funktionieren.
Wie es nicht funktionieren soll,
zeigen die frustrierenden und selten spannenden Action Passagen. Diese haben im
Vergleich zum Vorgänger leider stark zugenommen. Ob es nun Verfolgungsjagden,
missratene Schleichpassagen oder Quick-Time-Schlägereien sind, diese Sequenzen
funktionieren in meinen Augen überhaupt nicht. Vermutlich wussten das auch die
Entwickler, denn zum Glück gibt es eine Option diese Passagen zu überspringen.
Auch landet man immer wieder in
Sackgassen. So wusste ich hin und wieder schon wo ich als nächstes hin muss,
konnte aber noch nicht, weil ich einen einzigen Gegenstand noch nicht gefunden
habe. Und so durfte ich gefühlte Ewigkeiten durch die relativ großen Areale
rennen, um dann durch Zufall über den fehlenden Hinweis zu stolpern. Das muss
doch nicht sein!
Erwartet schwache Technik
Das mangelnde Budget merkt man
vor allem bei der Technik. Charaktermodelle sehen nicht mehr zeitgemäß aus,
Animation sind hölzern und die allgemeine Inszenierung sehr zurückhaltend. Als störend
habe ich aber nur die recht langen Ladezeiten empfunden. Die Areale sind groß,
detailreich gestaltet und auch der Flair Londons wird in meinen Augen sehr gut
eingefangen. Hinzu kommt, dass die Sprecher einen überwiegend guten Job machen
und die vielen Dialoge so nie langweilig werden. Außerdem ist positiv
anzumerken, dass mir keine groben Bugs aufgefallen sind. Tritt man mit entsprechenden
Erwartungen an das Spiel heran, geht der technische Zustand voll in Ordnung.
Fazit
Crimes and Punishments hat den
Aspekt des Guilty Pleasures noch perfekt erfüllt. Ich wusste, dass das nicht
wirklich gut ist, hatte aber verdammt viel Spaß beim Spielen. The Devils
Daughter erreicht das nicht mehr. Zu sehr sind mir bestimmte Mängel aufgefallen
und leider haben diese auch den Spielspaß immer wieder gemindert. Ich vermute,
dass das vor allem an der reduzierten Qualität der einzelnen Fälle und der
nervigen „Action“ Passagen liegt. Versteht mich aber nicht falsch. The Devils
Daughter kann in den besten Momenten immer noch einen riesen Spaß machen!
Hartgesottenen Fans der Serie und Rätselspielen insgesamt kann ich das Spiel
durchaus ans Herz legen. Ansonsten lasst lieber die Finger davon!
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