The Division habe ich recht spät
nachgeholt. Umso größer war die Überraschung, dass das Spiel entgegen der
vielen negativen Kritiken sehr gut bei mir ankam. New York war der für mich
perfekte Schauplatz, die Grundidee sehr spannend und das Gameplay richtig
spaßig. The Division 2 landete damit sofort auf meinem Radar. Mittlerweile bin
ich viele, viele Stunden durch Washington DC gelaufen, habe zahlreiche Gefechte
geführt und kann ich jetzt ganz genau sagen, warum The Division 2 in vielen
Punkten Fortschritte gemacht und in einem besonders wichtigem leider sehr nachgelassen
hat. Viel Spaß!
Sinnloser Wiederaufbau
The Division 2 setzt nach dem
ersten Teil an. Die Seuche hat sich weiter ausgebreitet und zum Zerfall der
Gesellschaft geführt. Immerhin wurde sie größtenteils ausgerottet. Nun stehen
die Division Agenten aber vor einer neuen Aufgabe, dem Wiederaufbau. So werdet
ihr nach Washington DC gerufen, um in der Hauptstadt wieder für Recht und
Ordnung zu sorgen.
Und damit endet die Story. Im
ersten Teil hatten wir noch die Jagd nach den Drahtziehern hinter der Seuche,
die Suche nach einem Gegenmittel und dem Verfall der Stadt. Zwar wurde die
Handlung auch damals nicht gut erzählt, aber es gab immerhin einen schwachen
roten Faden. Dieser fehlt dem zweiten Teil nun komplett. Es werden zwar
Siedlungen und damit verbundene Charaktere eingeführt. Deren Motivationen,
Hintergründe, ja sogar ihre Namen sind nie bei mir angekommen.
Und das ist verdammt schade, denn
ganz tief vergraben finden sich interessante Ansätze. So findet ihr im Verlauf
des Spiels Videoaufnahmen der Gegnerfraktionen, die sogar etwas Tiefe und Verständnis
aufblitzen lassen. Da wären zum Beispiel die Militanten True Sons, die das
Chaos als Chance sehen. Oder die Outcasts, deren Anführerin selbst Trägerin der
Krankheit ist und die sich nun für die Quarantäne-Lager rächen wollen. Die
Story ist tatsächlich vorhanden, sie wird bloß nicht erzählt!
Das zieht sich dann bis zum
Endgame durch. Nach Beenden der „Hauptstory“ taucht quasi aus dem Nichts eine
neue Macht auf, die nur darauf wartete, dass die Division die Drecksarbeit
erledigt, um dann die Stadt zu übernehmen. Nur geschieht das so abrupt, dass
man die an sich clevere Geschichte dahinter nicht nachvollziehen kann. Ja, es
gibt auch hier auffindbare Tonaufnahmen, die etwas andeuten. Aber es wäre doch
wirklich genial gewesen, über das gesamte Spiel hinaus eine im Hintergrund
lauernde Gefahr aufzubauen, die sich dann ganz am Ende offenbart. So wird die
nächste Gelegenheit verschenkt.
Digitaler Tourismus
So schwach die Erzählung auch
sein mag, die Spielwelt ist fantastisch! Als jemand der Washington D.C. bereits
mehrmals besuchen durfte, ist es eine Freude bekannte Orte im Spiel zu
entdecken und erneut zu erkunden. Wenn man sich in einer Mission zum Beispiel
durch das Air and Space Museum ballert und um die nächste Ecke etwas erwartet,
was in Realität dort gestanden hat und das dann tatsächlich Spiel dort auftaucht,
ist das wirklich schön!
Aber auch abseits des
Nostalgiefaktors kann Washington als Spielwiese überzeugen. So wirkt die
Spielwelt abwechslungsreicher als das New York im ersten Teil. Häuserschluchten
wechseln sich mit offen Parkanlagen und alten Prachtbauten ab. Dazu kommt, dass
viele Gebäude tatsächlich betreten werden können und so noch mehr Abwechslung
hinzukommt.
Auch das starke Erzählen von
kleinen Geschichten durch die Spielwelt gelingt wieder einmal sehr gut. Überall
findet man Überreste von Siedlungen, die Dank der Detailverliebtheit sehr viel
über die Geschehnisse verraten. Hier setzt man die große Stärke des ersten
Teils fort.
Ich muss aber zugeben, dass mich
das Setting im ersten Teil noch mehr überzeugen konnte. Das liegt unter anderem
am Schauplatz New York, der mir nochmal mehr zusagt und an der gewählten Jahreszeit.
Durch das winterliche Setting des ersten Teils wirkte die Spielwelt trostloser,
verlassener und in meinen Augen stimmungsvoller. Der Sommer des zweiten Teils
sorgt zwar für mehr Farbe, nimmt dem Spiel aber etwas der düsteren Atmosphäre,
die ich im ersten Teil so sehr mochte.
Ballern, Looten, Leveln
Gar keine Schwächen leistet sich
The Division 2 hingegen beim Gameplay. Das war es ja auch, was mich so sehr vom
ersten Teil überzeugen konnte und hier legt man nochmal eine Schippe oben
drauf.
Das Grundprinzip bleibt gleich.
The Division 2 ist ein klassischer Loot-Shooter. Das heißt, ihr ballert euch
durch die offene Welt, erfüllt große und kleine Missionen, sammelt neues
Equipment und steigt im Level auf. Das erzeugt ganz schnell die gewohnte
Suchtspirale. Man merkt mit jeder gespielten Stunde wie sich die Spielfigur
weiterentwickelt und immer stärker wird. Das macht einfach Spaß. Wenn dann im
Endgame sogar noch komplett neue Skill-Trees hinzukommen, dann bleibt auch nach
vielen Stunden Spielzeit genug Motivation übrig.
Begleitet wird das Level- und
Loot-Prinzip durch hervorragendes Gunplay. Die Feuergefechte sind intensiver
und auch taktischer als zuvor. Einzelne Gegner sind zwar nicht besonders
clever, werden in Gruppen aber immer wieder zu einer Herausforderung. Sie
flankieren, gehen gut in Deckung und helfen sich gegenseitig mit ihren
unterschiedlichen Fähigkeiten. So ist es immer wieder spannend die Gegnergruppe
taktisch nach und nach zu dezimieren. Vor allem in den großen Hauptmissionen werdet
ihr immer wieder in packende und spannende Gefechte geworfen, die teilweise
sogar recht lange dauern können.
Dabei könnt ihr weiterhin auf
alte und neue Division Gadgets zugreifen. Besonders gefallen hat mir, dass jede
Fähigkeit noch stark angepasst werden kann. Wollt ihr zum Beispiel eine Drohne,
die Gegner beschießt oder lieber eine, die euch permanent heilt? Alle
Fähigkeiten lassen sich einfach an euren Spielstil anpassen.
Eine große Verbesserung stellen
die Bosskämpfe dar. War es im ersten Teil noch etwas fragwürdig, minutenlang
auf Gegner zu schießen, so macht ein kleines Detail im zweiten Teil alles
besser. Bossgegner tragen nun dicke Rüstungen, die nach und nach zerfallen.
Konzentriert man das Feuer also auf eine Stelle, können selbst die dicksten
Brocken recht schnell besiegt werden. Auch macht der optische Effekt der
Wegplatzenden Rüstungsteile optisch sehr viel mehr Sinn als das einfache Menschen
tausende von Kugeln schlucken.
Im Endgame ebbt die Motivation
zwar ein wenig ab. Durch die neuen, teils deutlich schwereren Gegnern, etwas
angepassten Missionen und besserem Loot bleibt man dennoch bei der Stange. Den
Raid konnte ich noch nicht ausprobieren.
Und sonst so?
Ich möchte diesen Test nicht zu
ausführlich gestalten, weshalb ich ein paar abschließende Punkte noch schnell
zusammenfassen möchte.
Natürlich müsst ihr zum Spielen
wieder zwingend Online sein. In den Siedlungen und Safe Houses seht ihr immer
wieder andere Spieler, was ich immer noch sehr atmosphärisch finde, ansonsten habe
ich die Kampagne aber komplett alleine durchgespielt. In einer Gruppe macht es
sicherlich mehr Spaß, aber das kann ich nicht wirklich beurteilen. Die Darkzone
habe ich nur ein paar Mal besucht. Der Nervenkitzel aus dem ersten Teil bleibt
aber erhalten. Man weiß nie wann ein anderer Spiele einem in den Rücken fällt.
Die andern kompetitiven Modi habe ich aber nicht gespielt.
Auch gibt es wieder ein Feature
zum Ausbau der Basis und eurer Siedlungen. Während mit die Projekte der Siedlungen,
die mit Aufgaben wie „Spende X Waffen“ und „Töte Y Gegner“ recht generisch
ausfallen noch halbwegs interessiert haben, ist der Ausbau der Operationsbasis
leider nicht so gelungen wie im ersten Teil. Viel mehr trefft ihr automatisch
auf neue Mitglieder, die dann neue Features freischalten. Auch ging mir das
Sammeln der in der offenen Spielwelt verteilten SHD Techpoints zum Verbesserung
und Freischalt neuer Fähigkeiten irgendwann ziemlich auf die Nerven.
Kritisieren möchte ich auch die
neue Art und Weise, wie das Spiel kosmetische Items verteilt. Im ersten Teil
wurden wir mit neuen Jacken, Mützen und Co. geradezu überhäuft. Das wurde in
The Division 2 extrem heruntergefahren. Die meiste Kleidung findet ihr nun in
Loot Boxen, die ihr alle paar Level Ups öffnen könnt. Oder ihr gebt noch ein
bisschen mehr Geld aus. Was auch sonst….
Zur Technik möchte ich zum
Schluss einfach nur einen Daumen hoch geben. Washington DC sieht wie bereits
erwähnt hervorragend aus, Bugs sind meistens nur lustig, stören die Spielablauf
aber nie und die Abstürze hatte ich bisher gar keine. Zwar ist die Ladezeit
beim Start des Spiels sehr lang, danach seht ihr außer zum Schnellreisen aber
keinen Ladebildschirm mehr. Sehr gut! Das Lob zieht sich beim Sound durch, auch
wenn der Soundtrack gerne noch etwas markanter sein könnte.
Auch diesen Test könnt ihr euch als Video anschauen:
Auch diesen Test könnt ihr euch als Video anschauen:
Fazit
Ihr seht schon, dieser Test ist
wieder einmal etwas länger geraten. The Division 2 ist aber auch ein echt
umfangreiches Spiel, das mich wie der Vorgänger sehr lange an die Konsole
gefesselt hat und es immer wieder noch tut. In puncto Gameplay konnte man sich
tatsächlich noch verbessern. Auf der anderen Seite stellt die Erzählung einen
klaren Rückschritt dar. Auch das Setting ist in meinen Augen nicht mehr ganz so
stimmig wie das verschneite New York, aber das ist schon Kritik auf sehr hohem
Niveau. Insgesamt bleibt mir nur zu sagen, dass The Division 2 ein sehr gutes
Spiel an sich und das aktuell Beste seines gesamten Genres ist. Ihr mögt diese
Art Spiel? Dann zuschlagen!
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