Aktuelle Game Releases sprechen mich nicht so wirklich an. Also habe ich endlich
mal Zeit ein paar Spiele nachzuholen, die schon längere Zeit auf meinen
Wunschzettel standen. Als Horror- und Science-Fiction-Fan hat mich Observer
natürlich sofort angesprochen. Im Bundle mit Layers of Fear gibt es den
SciFi-Horror-Trip für 40 Euro im Playstation Store zu kaufen. Einzeln kostet
das Spiel ca. 30 Euro, obwohl es immer wieder für deutlich weniger im Angebot
zu finden ist. Ob sich der Preis lohnt, erfahrt ihr in diesem Testbericht.
Düstere Zukunft
Im Jahr 2084 wurde die Menschheit von einem großen Krieg zwischen Ost und
West, sowie einer digitalen Seuche, der Nanophage dahingerafft. Denn schon
längere Zeit gehörten körperliche Augmentierungen zur Tagesordnung und durch
die Seuche richteten sich die technischen Erweiterungen gegen die menschlichen
Körper. Beide Katastrophen sorgten dafür, dass keine Regierungen, sondern ein
Riesenkonzern namens Chiron die Macht an sich genommen hat.
In dieser Welt schlüpft ihr in die Haut von Daniel Lazarski, einem
Beobachter von Chiron. Beobachter können sich in Hirne anderer Menschen
einklinken, um so Befragungen durchzuführen und Informationen zu extrahieren.
Zu Beginn erhaltet ihr einen Hilferuf eures verschollen geglaubten Sohnes, der
sich in einem Klasse-C Wohnblock zu verstecken scheint, der untersten sozialen
Schicht. Also begebt ihr euch zu besagtem Wohnkomplex und nehmt die Fährte auf.
Viel mehr möchte ich zur Story nicht verraten, denn die steht ganz klar im
Mittelpunkt. Ich kann euch aber verraten, dass mir die Erzählung und vor allem die
Welt, in der ihr euch bewegt, extrem gut gefallen haben. Beim Durchstreifen des
Wohnkomplexes befragt ihr Nachbarn, durchsucht Tatorte und stoßt dabei auf sehr
viele Details, die euch die Spielwelt näherbringen. Gerade die vielen Gespräche
mit den Nachbarn, die trotz einfachster Inszenierung verdammt viel Persönlichkeit
versprühen, erzählen glaubhafte Geschichten und Schicksale. Alleine damit hätte
ich Stunden verbringen können! Auch das Ende, das ich nach ca. 8 Stunden
erreicht habe, konnte mich vollends überzeugen.
Hack dich!
Spielerisch solltet ihr nicht zu viel erwarten. Es geht um das Erleben der
Geschichte, ein wenig Detektivarbeit und ein bisschen Versteckspiel. So stoßt ihr
sehr schnell auf die erste Leiche und das Spiel führt zwei Ansichten ein, die
euch die nächsten Stunden begleiten werden. Als Beobachter könnt ihr auf
Knopfdruck eine Bio- oder Technikansicht öffnen und damit bestimmte Gegenstände
hervorheben und analysieren. So inspiziert ihr Leichen, Augmentierungen
und PCs, sammelt Hinweise und löst auf dem Weg das eine oder andere Rätsel. Auch
wenn die Rätsel nie so wirklich schwer werden, kam durchaus dieses
Detektivgefühl beim Spielen auf.
Die zweite spielerische Komponente ist das Eindringen in andere Gehirne.
Und hier wird es abgefahren! Denn der Verstand einer sterbenden Person ist
alles andere als klar. Es kommt zu seltsamen Szenenwechseln, sich veränderten
Umgebungen und merkwürdigen Erscheinungen. Genau hier kommt die
Horrorkomponente zum Tragen. Den Entwicklern sind in diesen Momenten
keine Grenzen gesetzt und was hier teilweise präsentiert wird, habe ich so noch
nie gesehen. Für mich sind diese Sequenzen mit das Kreativste und schlicht und
ergreifend Beste, was das Genre in letzter Zeit hervorgebracht hat.
Das alles hinterlässt natürlich auch beim Beobachter seine Spuren und mit
der Zeit scheint die Realität zu verschwimmen. Mit fortlaufender Spielzeit wird
es immer bizarrer. Und genau das hat mich immer weiter in diese Welt hineingesaugt.
Horror, der anstrengend sein kann
Observer ist auf gar keinen Fall zimperlich! Tatorte und Leichen sehen
wirklich verstörend aus und gerade die heruntergekommene Umgebung verleiht der
Kulisse eine extrem düstere Atmosphäre. Dazu kommt, dass immer wieder mit kreativen
Bildfiltern gespielt wird. Eure Bio- und Technikansicht verzerren zum Beispiel
das Bild und die Farben, wodurch ihr zwar bestimmte Gegenstände besser, dafür
alles drumherum nur noch sehr schlecht erkennen könnt. Dringt ihr in den
Verstand anderer Personen ein, wird das Bild teils noch stärker verzerrt. Das
sind wirklich tolle Effekte, die hier angewendet werden, ich empfand es beim
Spielen aber tatsächlich als anstrengend. Ich verstehe auch, dass das genauso
gewollt ist. Immerhin soll man spüren, wie sehr diese Hacks auch auf eure
Spielfigur wirken. Aber selten empfand ich bestimmte Sequenzen als so
anstrengend zu beobachten wir in Observer. Ob das jetzt ein Plus- oder
Minuspunkt ist, überlasse ich euch. Dass die Playstation bei all den Effekten
hin und wieder ins Stocken kommt, ist dagegen wirklich ärgerlich!
Ein ganz großes Plus ist dagegen definitiv das Sounddesign. Angefangen bei
der überaus gelungenen englischen Vertonung, dank der die ausufernden Gespräche
nie langweilig werden. Vor allem eure Spielfigur, die von Rutger Hauer vertont
wird, passt mit seiner rauen, tiefen Stimme perfekt in diese Spielwelt. Dazu
kommen schaurige Umgebungsgeräusche, wie seltsame Schreie aus einem Kellerabteil
und leise Schritte, die euch verfolgen und perfekt ist die Gruselstimmung. Nur
in manchen Momenten übertreiben sie es mit lauten Erschreck-Effekten. Aber
diese Momenten sind zum Glück eher selten.
Auch diesen Test könnt ihr euch als Video anschauen!
Auch diesen Test könnt ihr euch als Video anschauen!
Fazit
Observer zeichnet eine düstere Zukunft, in der die Menschlichkeit Stück für
Stück durch technischen Fortschritt verdrängt wird. Dazu kommen soziale Gefüge,
deren Abgrenzungen noch stärker ausgeprägt sind als heute. Und das alles wird
mit einer spannend, grusligen Detektivgeschichte zu einem überaus faszinierendem
Erlebnis zusammengefügt. Auch wenn die visuelle Darstellung zuweilen anstrengend
werden kann, bleibt mir ein Spiel im Gedächtnis, das ich jedem Cyberpunk und
Horror-Fan wärmsten empfehlen kann.
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