Ich möchte gleich zu Beginn des Tests folgendes loswerden: Es brauchte zwei
Anläufe um mich zu überzeugen. Als ich die Fire Emblem Cartridge zum erste Mal in
die Switch steckte, dauerte es nicht lange und ich verlor das Interesse. Doch
einige Zeit später wagte ich einen neuen Anfang und dieses Mal hat es Klick
gemacht! Warum ich die Switch dann für über 30 Stunden kaum aus der Hand legen
konnte, das erfahrt ihr in diesem Test!
Gespaltenes Land
Als Söldner trefft ihr zufällig auf drei Schüler des Klosters Garreg Mach.
Jeder der drei Schüler steht für eine Nation des Kontinents Fódlan. Das Kloster
unter der Führung der Kirche von Seiros dient als Schnittstelle der drei
Nationen, bildet die Elite aus und sorgt so für einen brüchigen Frieden. Nun rettet
ihr einen der Schüler bei diesem Treffen das Leben und werdet quasi als
Belohnung zum neuen Professor ernannt. Und schon wartet die erste Entscheidung
auf euch. Für welches der drei Häuser wollt ihr die Verantwortung übernehmen?
Da wären die Schwarzen Adler unter der Führung von Edelgard, die das Königreich
Adrestia repräsentieren. Aus Faerghus
kommen die Blauen Löwen mit dem Schüler Dimitri an der Spitze. Und das Land
Leicester wird von Claude und seinem Haus, dem Goldenen Hirsch, repräsentiert.
Schon diese erste Entscheidung zeigt wie groß der Wiederspieltwert ist. Ich
habe mich für die Schwarzen Adler entschieden und dabei eine tolle Geschichte
erlebt, die vor allem in der zweiten Hälfte ordentlich an Fahrt gewinnt und
euch noch weitere schwierige Entscheidungen fällen lässt. Wie sich die
Geschichte durch die Wahl eines anderen Hauses nun genau verändert, kann ich
noch nicht beurteilen. Aber schon ein veränderter Blickwinkel ist sehr
interessant. Denn so gut mir die Geschichte rund um Machtkämpfe, Glaube und
eingefahrene Strukturen im Land gefallen hat, so sehr haben mir auch Details
gefehlt. Nicht immer werden alle Hintergründe klar deutlich und vieles bleibt
gar nicht erklärt. Andere Blickwinkel sollten diese Lücken hoffentlich
schließen. Damit kann euch Fire Emblem Three Houses gut und gerne 100 Stunden an
die Switch fesseln.
Kenne deine Schüler!
Es war aber nicht die spannende Rahmenhandlung, die mich zunehmend gepackt
hat, sondern die Interaktionen mit euren Schülern und den anderen Professoren
im Kloster. Denn ein großer Teil des Spiels besteht darin eure Mitstreiter
besser kennenzulernen und Beziehungen aufzubauen.
So führt ihr Gespräche, lernt die Hintergründe und Ziele eurer Schützlinge
besser kennen und baut langsam echte Verbindungen auf. Dabei wirken viele der
Charaktere anfangs wie klare Abziehbildchen. Das hat mich beim ersten Anlauf
auch mit am meisten abgeschreckt. Je länger man aber dranbleibt, umso
vielschichtiger stellen sich die verschiedenen Motive dar. Am Ende hat mir die
Charakterisierung außerordentlich gut gefallen.
Da stört es auch gar nicht mehr, dass er wirklich sehr viel lesen müsst und
viel Zeit in Gesprächen draufgeht. Zwar sind auch alle Gespräche englisch
vertont, aber das hat mir zu lange gedauert. Lesen geht da bedeutend schneller.
Aber nicht nur eure Spielfigur baut Beziehungen auf, sondern auch die
Schüler untereinander lernen sich immer besser kennen. So habe ich mich beim
Abspann sehr über die abschließenden Texte und Schicksale MEINER Schüler
gefreut. Und das muss ein Spiel erstmal schaffen!
Zwischen Teestunde und Gemetzel
Kommen wir aber endlich zum Gameplay! Das ist in zwei Kategorein
unterteilt. Den altbekannten Fire Emblem Schlachten und einem komplett neuen Gameplay-Element,
indem ihr das Kloster frei erkundet.
Dieses freie Erkunden kann dann für diverse Aktivitäten wie Kochen, Angeln,
Trainingseinheiten, Teestunden, Gespräche und vieles mehr genutzt werden. Am
besten vergleicht man dieses Element mit der Persona-Reihe. Denn für jeden Tag
stehen euch nur eine fixe Zahl von Aktionspunkten zur Verfügung und so müsst
ihr immer entscheiden, wollt ihr eine gewissen Schüler besser kennenlernen, einen
Vorbereitungskampf führen oder eure eigenen Fähigkeiten verbessern? Damit
trifft man als Spieler permanent große und kleine Entscheidungen, was mich
schön bei der Stange gehalten hat.
Bei den rundenbasierten Kämpfen hat sich nicht viel geändert. Ihr bewegt
eure Spielfiguren über das Schlachtfeld, beobachtet dabei Formationen, um nicht
unvorbereitet in eine Falle zu rennen oder stellt selbst Fallen. Auch hier
greift wieder das typische Schere, Stein, Papier System. Äxte sind gut gegen
Lanzen, diese wiederum schlagen Schwerter und bei diesen schließt sich der
Kreis zu den Äxten. Dazu gesellen sich Bögen, Magie, Panzerungen oder fliegende
Gegner und perfekt ist die taktisch fordernde Grundlage.
Alle Möglichkeiten bis ins Detail zu erklären und zu bewerten würde hier
völlig den Rahmen sprengen. Machen wir es kurz. Sowohl das freie Erkunden, als
auch die taktischen Kämpfe haben mir richtig Spaß gemacht. Zwar gibt es teils
extreme Schwierigkeitssprünge bei den Kämpfen und nicht jedes Minispiel hat mir
vollkommen zugesagt, aber insgesamt macht das Spielen von Fire Emblem einfach
einen riesen Spaß!
Technik und Design
Ich habe nun schon mehrmals gelesen, dass viele vom Anime-Look abgeschreckt
werden. Auch ich bin nicht unbedingt der größte Anime-Fan, aber die Welt von
Fire Emblem und vor die Charaktere wirken allesamt glaubhaft, authentisch und
das Spiel bietet insgesamt viel Wiederkennungswert. Beim optischen und akustischen
Design habe ich kaum etwas auszusetzen. Nur Texte sind viel zu klein. Deswegen
habe ich auch ausschließlich im Handheld-Modus gespielt. Da konnte ich noch
alles lesen. Aber sitzt man weiter weg von Fernseher, kann man kaum noch etwas
erkennen. Jedenfalls ging es mir so.
Rein technisch betrachtet ist Fire Emblem wahrlich keine Augenweide. Texturen
sind matschig (auch docked auf dem TV), Animationen eher einfach und daran
gemessen fallen auch die Ladezeiten sehr lang aus. Dass dazu recht häufig
geladen werden muss, kann ein wenig nerven. Und trotzdem hat mich die Technik
nie wirklich gestört. Gemessen an anderen Titeln hätte es aber ruhig besser
sein können.
Fazit
Ohne diesen Test zu sehr ausarten zu lassen, ich brauchte zwei Anläufe, um
mit Fire Emblem Three Houses warm zu werden. Jetzt kann ich nicht mehr
nachvollziehen warum ich das Spiel beim ersten Mal überhaupt zur Seite legen
konnte. Der Mix aus einer guten Rahmenhandlung, großartigen Charakteren und
spannenden, taktisch fordernden Schlachten macht einfach einen riesen Spaß.
Mittlerweile sitze ich an meinem zweiten Durchgang, um die Geschichte nochmal
mit anderen Entscheidungen zu erleben. Für mich ist Three Houses damit eine
absolute Empfehlung für alle Switch-Spieler und insgesamt eines der besten
Spiele 2019.
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