Mein iMac, den wirklich sehr gerne habe und der ja auch nicht gerade billig war, verkommt leider immer mehr zu einer einen Videoschnitt-Station. Alle anderen Aufgaben, also Emails, Online-Banking, Recherche, Medienkonsum und andere Verwaltungsaufgaben übernimmt mittlerweile komplett das iPad Pro. Also habe ich mir die Frage gestellt, kann ich vielleicht sogar komplett auf einen herkömmlichen PC verzichten. Und wenn ich das kann, wer nicht oder eben andersherum? Hier habt ihr meinen Erfahrungsbericht.
Einleitung
Zur besseren Unterteilung habe ich die für mich typischen PC Aufgaben in Kategorien unterteilt. Die wären:
- Medienkonsum
- Kreativität
- Organisation / Office
- Gaming
- Zubehör
Medienkonsum
Im Konsumbereich kann das iPad voll auftrumpfen. Ihr bekommt ein tolles Display, gute Lautsprecher und eine überragende Akkulaufzeit. Vergesst dabei auch die Portabilität nicht!
Sei es zum Lesen von Nachrichten, Zeitungen und Büchern, zum Anschauen von Videos und Filmen oder zum Durchstöbern der Foto-Bibliothek, das iPad erfüllt diese Aufgaben mit Bravour! Gerade beim Filmschauen macht sich das hervorragende Display bemerkbar. 4K HDR Inhalte sehen nicht nur fantastisch aus, dank der vier Lautsprecher klingen sich auch richtig gut!
Mein iPad ist so nicht nur auf Reisen zur Nummer 1 Medienmaschine geworden. Hier schlägt es in meinen Augen jeden Laptop!
Kreativität
Was genau verstehe ich unter Kreativität? In meinen Fall bedeutet das Bildbearbeitung und Videoschnitt. Natürlich kann das iPad auch zur Musikproduktion oder zum Zeichnen genutzt werden, aber zu beidem kann ich nichts sagen.
Fangen wir bei der Bildbearbeitung an. Das ist auf dem iPad eine echte Freude. Gerade hier kann das Display wieder einmal überzeugen. Lightroom, Photoshop, Pixelmator, Canva, ... die Liste von Bildbearbeitungsapps ist sehr lang. Mir gefällt vor allem die Lightroom App extrem gut. Dank Apple Pencil können die Slider sehr präzise eingestellt werden. Auch auf der Performance-Seite habe ich das Pro noch nie an seine Grenzen gebracht. Als Bildbearbeitungstool macht das iPad also eine hervorragende Figur!
Besonders überrascht hat mich aber der Videoschnitt. Mit iMovie liegt jedem iPad eine kostenlose App mit bei, die für einfache Aufgaben mehr als ausreichend sein sollte. Wer ein wenig höhere Ansprüche hat, sollte sich LumaFusion anschauen. Das war die erste App, die mich vollends vom iPad als Arbeitsgerät überzeugen konnte. Mehrere 4K Video-Layer, Titel, ein paar Audiospuren und hier und da ein paar Effekte und Color Correction, alles kein Problem. Hier schlägt sich das iPad was die Performance angeht sogar besser als mein iMac. Wo dieser ab und zu ins Stottern gerät, kommt das iPad nicht einmal ins Schwitzen. Auch beim Export schlägt das iPad meinen Mac. Das ist schon echt beeindruckend!
Vor Kurzem habe ich außerdem die App Ferrite entdeckt. Mit dieser kann man Audio aufzeichnen, schneiden und bearbeiten. Audacity ist wohl der beste PC Vergleich. Sehr viele Erfahrungen konnte ich mit der App noch nicht sammeln, aber der erste Eindruck ist äußerst positiv.
Ihr seht also, das iPad kann im Grunde alle kreativen Aufgaben sehr gut lösen. Allerdings gibt es in diesem Segment einen größeren Nachteil, den Komfort. Vor allem beim Videoschnitt ist der Workflow noch recht umständlich. Videos können zwar direkt von einer Festplatte aus geladen werden, LumaFusion kopiert aber immer alles auf den internen Speicher des iPad. Das heißt also, entweder habt ihr genug Platz auf dem iPad frei oder ihr müsst regelmäßig den internen Speicher bereinigen. Mir wäre es viel lieber wenn ich direkt auf der angeschlossenen Festplatte arbeiten könnte. Aber vielleicht kommt das ja noch...
Zwar kann man auch eine Maus an das iPad anschließen, aber an den Komfort eines echten Desktop-System kommt die Bedienung hier noch nicht ran.
Wegen diesen beiden Gründen arbeite ich doch noch lieber an meinem iMac als auf dem iPad an größeren Videoprojekten. Es ist einfach bequemer. Wenn ich es müsste, käme ich aber auch mit dem iPad alleine vollkommen zurecht.
Organisation / Office
Ich nutze mein iPad Pro mit dem Apple Keyboard und Pencil. Viele typische Office-Aufgaben lassen sich damit hervorragend umsetzen.
So entsteht zum Beispiel genau dieses Skript gerade auf dem iPad. Dass Software wie Pages, Numbers und Keynote gleich mit an Board sind, ist natürlich sehr schön! Zwar muss man sich an das Tippen auf dem kleineren Keyboard erst gewöhnen, aber irgendwann klappt das verdammt gut!
Außerdem habe im Büro mittlerweile jegliches Papier verbannt. Notizen und Skizzen verfasse ich mit dem Apple Pencil in der Good Notes App. Selten war meine Mitschriften so gut organisiert und nachvollziehbar aufgebaut! Es macht einfach irgendwie Spaß seine Notizen in diversen Notebooks zu organisieren und verschiedene Aufgaben farblich hervorzuheben. Den Pencil würde ich dem Keyboard auch jederzeit vorziehen, falls ihr euch zwischen einen von beiden Zusätzen entscheiden müsst.
Eine weitere App, die ich beinahe täglich nutze ist Airtable. Ein Review, dass ich schon einmal aufgenommen habe, verlinke ich in der Videobeschreibung. Mit Hilfe von Airtable habe ich mir verschiedene Datenbanken angelegt, mit denen ich meine Spiele-, Film- oder Büchersammlungen verwalte und sogar meine Videoideen sammle und Arbeitsschritte festhalte. Sogar meine Hochzeitsplanung habe damals mit dieser App organisiert. Airtable ist ein verdammt mächtiges Tool und auf dem iPad wirklich gut zu bedienen.
Zur Organisation gehört ja auch das Dateimanagement und das ist dank nativer Files-App mittlerweile auch absolut kein Problem mehr. Ordner anlegen, Dateien hin und her schieben oder sogar externe Festplatten anschließen ist damit problemlos möglich. Hinzu kommt, dass man nun mehrere Instanzen der selben App nebeneinander öffnen kann und so ganz einfach Daten von einem Fenster zum anderen ziehen kann.
Emails stellen auf dem iPad natürlich auch gar kein Problem dar. Ich nutze hier einfach die native Email-App und bin damit sehr zufrieden. Auch das Online Banking und andere Verwaltungsaufgaben laufen mittlerweile komplett auf dem iPad.
Gaming
Den Bereich Gaming möchte ich recht kurz halten, da ich dazu lieber auf die Konsole und einen größeren Bildschirm zurückgreife. Auch das Spiele-Angebot reicht hier natürlich nicht ganz an den PC heran. Dennoch findet man immer wieder ein paar Spiele, die zwischendurch echt Spaß machen können und Performance bietet das iPad zu Genüge.
Ich spiele zum Beispiel immer mal gerne eine Runde Vainglory. Auch Alien Blackout, Bastion oder Tropico haben mir auf dem iPad sehr viel Spaß gemacht. Eine reine Gaming Maschine ist das iPad aber nicht. Durch Apple Arcade werden sicherlich noch bessere Spiele nachrücken, aber das sollte nich der primäre Kaufgrund für das iPad sein!
Es sei an dieser Stelle aber noch kurz erwähnt, dass ihr auch den XBox oder Playstation Controller am iPad nutzen könnt.
Zubehör
Kommen wir kurz noch zu Zubehör und Anschlussmöglichkeiten. Stellenweise hatte ich schon einiges erwähnt.
Dank des USB-C Anschlusses stellt das iPad nun auch genug Leistung bereit, um externe Festplatten, Mikrofone oder gar Bildschirme anzuschließen. Gerade die Möglichkeiten externen Speicher einfach anzuschließen ist echt Gold wert. Ja, das geht bis zu einem gewissen Grad auch mit Lightning, aber da muss man beim Kauf des Speichermediums extra darauf achten. Oder man nutzt WLAN Sticks, dann muss man aber mit einer schlechteren Übertragungsrate auskommen. Machen wir es kurz, der USB-C Anschluss macht vieles besser!
Aber nicht nur Speicher kann angeschlossen werden. Auch mein Blue Snowball USB-Mikro funktioniert am iPad wunderbar. Ebenso einfach ist es Displays, Beamer, Bluetooth Lautsprecher, oder sogar eine Maus zu verbinden.
Zwar bietet jeder PC mehr native Anschlussmöglichkeiten als das iPad, aber mit einem einfachen USB-C Dongle bekommt ihr hier fast den selben Funktionsumfang.
Warum ein Laptop?
Ich will hier natürlich auch nicht die Dinge verschweigen, mit denen sich das iPad schwer tut oder die tatsächlich einen Laptop benötigen.
Professionelle Programme zur 3D Modellierung, ganz spezielle Software für die Industrie oder beliebte Anwendungen wir Final Cut gibt es auf dem iPad einfach nicht. So muss ich auf Arbeit mit einem Windows PC arbeiten, einfach weil es unsere Software nur für Windows-Systeme gibt. Das sind aber meistens auch so spezielle Anwendungsgebiete, die die meisten potentiellen Käufer nicht interessieren.
Hinzu kommt das vieles auf dem Laptop einfach noch komfortabler zu erledigen ist. Wir haben uns über viele Jahre einfach bestimmte Arbeitsweisen antrainiert, sodass es nun schwerfallen kann sich umzugewöhnen. Der Workflow auf dem iPad ist stellenweise noch recht umständlich gelöst. Einfache Aufgaben dauern ab und zu einfach etwas länger als auf dem Laptop. Auch würde mir ein "echter" Maus-Support in iPadOS sehr gefallen.
Den Preis dürfen wir natürlich auch nicht vergessen. Einen vernünftigen Laptop bekomme ich bereits um die 500€. Für die preiswerteste iPad + Keyboard Kombination muss ich schon ca. 560€ hinlegen und habe dabei nicht die Vorteile des USB-C Anschlusses. Mein Setup bestehend aus 11 Zoll iPad Pro mit dem Apple Keyboard und Pencil kostet bereits 1.200€. Für ein bisschen mehr bekommt man bereits ein MacBook Air. Da lieber zum Tablet zu greifen, ist schon keine leichte Entscheidung.
Fazit
Also, kann das iPad mittlerweile einen Laptop ersetzen? Ich bin der Meinung, dass das mit etwas Umgewöhnung absolut möglich ist. In vielen Fällen ziehe ich das iPad dank der Portabilität, dem Pencil und der allgemeinen Nutzererfahrung dem Mac vor. Und dennoch möchte ich aktuell noch nicht auf einen "echten" PC verzichten. Denn immer wieder gibt sich iPad OS doch ein wenig sperrig. Denken wir aber einmal daran, was die meisten so auf ihren Laptops machen. Ein bisschen Surfen, ein paar Email schreiben, Netlfix, Youtube und Mitschriften. Für diesen Anwendungsfall ist bereits das Einsteiger iPad mehr als ausreichend geeignet und dank Stift sicherlich besonders für Schüler und Studenten interessant. Es kommt also wie immer auf den berühmten Anwendungsfall an. Es wird aber bestimmt nicht mehr lange dauern, bis ich sagen kann, ja das iPad kann einen Laptop voll und ganz ersetzen.
Für jeden, der mit Datenanalyse zu kämpfen hat, kann Statistik beratung wirklich einen Unterschied machen. Es ist perfekt für Studenten, die zusätzliche Hilfe bei komplexen Konzepten benötigen. Kennt jemand eine zuverlässige Quelle dafür? Empfehlungen sind willkommen!
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